Vier-Tage-Woche im Test: warum ein Mitarbeiter mit zwei Jobs entlassen wurde

Vier-Tage-Woche im Test: warum ein Mitarbeiter mit zwei Jobs entlassen wurde

Ein Mitarbeiter nutzt den freien Freitag der Vier-Tage-Woche für einen zweiten Job. Die Produktivität sinkt, der Slack-Status wirkt seltsam, das Vertrauen bröckelt. Am Ende steht die Kündigung – und eine Frage, die viele Unternehmen gerade beschäftigt: Wann wird Flexibilität zum Risiko?

Freitagmorgen, leeres Büro, Kaffeemaschine im Ruhezustand. Auf dem Bildschirm blitzt ein grüner Punkt auf: „online“. Eigentlich hat hier niemand Dienst, die Firma testet die Vier-Tage-Woche. Später erzählt jemand in der Küche, Kollege L. fahre „nur kurz ein paar Touren“ für einen Lieferdienst, um den freien Tag zu nutzen. Ein Schulterzucken, ein halbes Lächeln, dann wieder Stille. Der Test soll Entlastung bringen, Konzentration, frische Energie für Montag bis Donnerstag. Stattdessen häufen sich Mails mit Tippfehlern, Aufgaben bleiben liegen, Deadlines knirschen hörbar. Ein Termin am späten Donnerstag wird verschoben, „Energie leer“, heißt es. Am Montag darauf wirkt L. ausgeruht und doch fern. Dann tauchen Screenshots auf, Zeitstempel, Fragezeichen. Verträge werden gewälzt, Gespräche geführt, ein Betriebsrat sitzt mit am Tisch. Irgendwann liegt das Schreiben auf dem Tisch, sechs Zeilen lang, formell, kühl. Ein Satz bleibt hängen.

Zwischen Freiheit und Fallstrick: Die stille Kante der Vier-Tage-Woche

Die Vier-Tage-Woche verspricht Fokus, Ruhephasen und eine neue Effizienz. Wenn der freie Tag zum Nebenjob wird, verschiebt sich dieses Gleichgewicht unbemerkt. Erst scheint alles zu funktionieren, dann knackt es an kleinen Stellen: Reaktionszeiten, Qualität, Verfügbarkeit. Er wurde nicht wegen der Vier-Tage-Woche gefeuert. Sondern, weil Erwartungen aneinander vorbeiliefen – und niemand es früh genug stoppte.

L. ist kein Einzelfall, erzählen HR-Teams hinter vorgehaltener Hand. In Boom-Phasen greifen manche Mitarbeitende zum Zweitjob, oft aus guten Gründen: Miete, Schulden, Neugier, ein Testballon für die Selbstständigkeit. Rund jeder Zehnte in Deutschland jobbt nebenher, sagen Schätzungen. In der Vier-Tage-Woche wird diese Tür sichtbarer offen. L. entschied sich für einen Lieferdienst. Erst freitags, dann abends. Auf einmal war der Donnerstag nicht mehr Endspurt, sondern Vorabend. Spürbar am Team-Chat, spürbar im Ergebnis.

Juristisch ist eine Nebentätigkeit grundsätzlich erlaubt, solange keine Konkurrenz entsteht, die Arbeitszeitgrenzen nicht reißen und der Arbeitgeber informiert ist. Das Arbeitszeitgesetz kennt Wochen- und Ruhezeiten, die auch mit zwei Jobs gelten. Elf Stunden Pause sind elf Stunden Pause – egal, wer die Stempeluhr stellt. Dazu kommt die Pflicht zur Loyalität: Keine geheimen Deals, keine Interessenkonflikte. *Das klingt nach Freiheit, fühlt sich aber schnell wie ein Knoten an.*

So gelingt die Balance: Regeln, Gespräche, kleine Checks

Wer die Vier-Tage-Woche testet, braucht eine klare Nebenjob-Klausel im Pilothandbuch. Kurz, verständlich, ohne Misstrauenston. Kernpunkte: Meldepflicht, maximale Wochenstunden über beide Jobs, Ruhezeiten, mögliche Sperren bei Konkurrenznähe. Hilfreich ist ein kurzes Formular: Art der Tätigkeit, ungefähre Stunden, Zeitfenster, Ansprechpartner. Dann ein Gespräch auf Augenhöhe – nicht, um zu verbieten, sondern um Risiken zu steuern.

Fehler, die immer wieder passieren: Nebenjobs werden „erstmal nicht erwähnt“. Stunden werden geschätzt, nicht gezählt. Der freie Tag kippt in Leistungsdruck. Wir kennen alle diesen Moment, in dem man sich selbst verspricht: „Das schaffe ich schon.“ Seien wir ehrlich: Niemand schafft das dauerhaft ohne Preis. Besser: Mikro-Grenzen setzen. Keine Schichten direkt vor einem intensiven Teamtag. Kein Kundentermin, der in die 11-Stunden-Ruhe reinrutscht. Und früh reden, wenn es knirscht.

Eine gute Faustregel lautet: Transparenz zuerst, dann Flexibilität im Detail. Sondern weil Vertrauen und Regeln kollidierten. Das meint auch Arbeitsrechtlerin N.:

„Nebentätigkeiten sind erlaubt, aber nicht im Geheimen. Wer meldet, schützt sich – und das Unternehmen.“

  • Meldepflicht klar benennen, inklusive Beispielfälle.
  • Arbeitszeit gesamt prüfen: Summe beider Jobs, Ruhezeiten einhalten.
  • Konflikte definieren: Konkurrenz, Verfügbarkeitsversprechen, Kundenschutz.
  • Pilot-Check-in nach 4 und 8 Wochen mit offenem Feedback.
  • Exit-Regel: Wenn Leistung leidet, wird angepasst – nicht automatisch gekündigt.

Was bleibt vom Versprechen der vier Tage?

Vier Tage können Wunder wirken, wenn das fünfte nicht heimlich zum Hochleistungstag wird. Unternehmen, die den Test ernst nehmen, reden über Energie, nicht nur über Stunden. Teams, die tragen, achten auf Signale: verschobene Deadlines, leise Abwesenheit, wachsende Rechtfertigungen. Und Mitarbeitende, die ehrlich sind, schützen sich selbst vor dem Burnout in Zeitlupe. Für L. war die Kündigung ein Bruch, aber auch ein Spiegel: Es ging nie um den Freitag, sondern um das, was er verdeckte. Vielleicht ist die Lektion eine andere: Wie teilen wir Arbeit so, dass sie uns nicht teilt? Wie bleibt Spielraum, ohne das Spielfeld zu verlieren? Die Antwort liegt selten in einer Zahl. Sie liegt in einem Gespräch, das früher beginnt, als es weh tut.

Point clé Détail Intérêt pour le lecteur
Nebentätigkeit melden Kurzformular, Gespräch, klare Grenzen Rechtssicherheit, weniger Konflikte
Arbeitszeit gesamt Beide Jobs zusammen rechnen, Ruhezeiten Gesund bleiben, Kündigungsrisiko senken
Vier-Tage-Pilot führen Check-ins, Feedback, Exit-Regel Test gelingt, Lernen statt Streit

FAQ :

  • Darf ich in der Vier-Tage-Woche einen Nebenjob haben?Grundsätzlich ja, solange kein Wettbewerb entsteht, Ruhezeiten gelten und die Tätigkeit gemeldet ist.
  • Kann mein Arbeitgeber den Nebenjob verbieten?Nur bei berechtigtem Interesse: Konkurrenz, Leistungsabfall, Verstoß gegen Arbeitszeit- oder Vertraulichkeitsregeln.
  • Warum wurde der Mitarbeiter mit zwei Jobs entlassen?Weil Meldung, Leistung und Vertrauen kollidierten – nicht wegen der Vier-Tage-Woche an sich.
  • Wie belege ich, dass mein Nebenjob kein Problem ist?Klare Zeitplanung, kurze Doku der Stunden, frühzeitige Gespräche und messbare Ergebnisse im Hauptjob.
  • Was tun, wenn ich das finanziell brauche?Offen ansprechen, Umfang realistisch halten, Zeitfenster schützen, Alternativen prüfen wie Projekthonorare statt Dauer-Schichten.

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