Schokoliebling Riegelein macht Cadolzburg dicht: trifft das auch sie? 200 jobs wackeln, umzug offen

Schokoliebling Riegelein macht Cadolzburg dicht: trifft das auch sie? 200 jobs wackeln, umzug offen

Vollregale kurz vor der Saison, doch hinter glänzender Folie wächst der Druck. Ein Traditionsname ringt um seine Zukunft.

Die fränkische Marke Riegelein bereitet die Schließung ihres Stammwerks in Cadolzburg vor. Der Schritt ist für April 2026 avisiert. Rund 200 Beschäftigte spüren die Folgen. Gründe reichen von schrumpfender Nachfrage bis zu teuren Rohstoffen und Energie. Die Produktion soll innerhalb der Unternehmensgruppe neu verteilt werden.

Traditionsmarke vor schwerem schnitt

Riegelein prägte Generationen mit Schokofiguren für Nikolaus, Weihnachten und Ostern. Die Figuren stehen bei Edeka, Rewe oder Famila im Regal. Im Werk Cadolzburg fiel die Auslastung seit Jahren. Gleichzeitig verteuerten sich zentrale Kostentreiber. Das Unternehmen reagiert nun mit einem harten Einschnitt.

Cadolzburg soll bis April 2026 als Produktionsstandort auslaufen. Betroffen sind rund 200 Beschäftigte.

Hinter Riegelein steht heute die Gubor-Gruppe. Sie entstand 2019 durch den Zusammenschluss von Riegelein und Gubor/Rübezahl. Im Mai 2025 folgte die Fusion mit dem polnischen Süßwarenanbieter Colian. Die Gruppe beschäftigt nach eigenen Angaben etwa 1700 Menschen.

Warum die aufträge wegbrachen

Der Absatz saisonaler Schokoladenartikel geriet unter Druck. Handelsketten verschlankten Sortimente, wechselten häufiger Lieferanten und pochten auf niedrige Einkaufspreise. Konsumenten griffen öfter zu günstigeren Alternativen. Gleichzeitig stiegen die Kosten für Kakao, Zucker, Verpackung und Energie. Nach Preiserhöhungen im Regal gingen bei der Gruppe spürbar Bestellungen zurück.

Der internationale Wettbewerb legte zu. Anbieter aus osteuropäischen Märkten und aus Übersee drückten auf Preise. In Cadolzburg entstanden dadurch Leerlaufzeiten. Eine Fabrik, die nicht mehr ausgelastet ist, verbrennt Geld. Das Management zieht die Reißleine, bevor Verluste ausufern.

Gestiegene Rohstoff- und Energiekosten plus stärkerer Wettbewerb senkten die Auslastung. Der Standort geriet wirtschaftlich ins Kippen.

Was mit jobs, produktion und standorten passiert

Die Gruppe will Produktion auf andere Werke verteilen. Dazu gehören vier Standorte in Deutschland sowie ein Werk im polnischen Tuchola. Eine finale Entscheidung, welcher Standort welche Produktlinien übernimmt, steht aus. Aussagen, wonach der Großteil fix nach Polen wandere, weist die Gruppe zurück.

Unabhängig davon endet das gemietete Lager der Marke in Forchheim bis Juni 2027. Parallel bleibt ein Teil der Funktionen in Cadolzburg. Einkauf, Marketing, Vertrieb und IT arbeiten dort weiter. Für den Produktionsbereich laufen Gespräche mit dem Betriebsrat über einen Interessenausgleich und einen Sozialplan.

Einkauf, Marketing, Vertrieb und IT bleiben in Cadolzburg. Über Abfindungen und Transfers wird mit dem Betriebsrat verhandelt.

Die wichtigsten daten auf einen blick

  • 1953: Gründung durch Hans Riegelein in Cadolzburg
  • 2019: Zusammenschluss mit Gubor/Rübezahl zur Gubor-Gruppe
  • Mai 2025: Fusion der Gubor-Gruppe mit Colian
  • April 2026: geplantes Ende der Produktion in Cadolzburg
  • Juni 2027: Auslaufen des Lagers in Forchheim

So ist die gruppe aufgestellt

Standort Rolle Status
Cadolzburg (Bayern) Produktion, zentrale Funktionen Produktion bis April 2026, zentrale Funktionen bleiben
Forchheim (Bayern) Lager Mietende Juni 2027
Deutschland (4 weitere Werke) Produktion Übernahme von Kapazitäten in Prüfung
Tuchola (Polen) Produktion Rolle noch offen

Auswirkung für kunden und handel

Kurzfristig bleibt das Sortiment im Handel stabil. Die Saisonware für Weihnachten 2025 liegt bereits in den Märkten oder befindet sich im Zulauf. Mittelfristig könnte sich die Verfügbarkeit bestimmter Figuren und Formate verändern, falls Linien umziehen oder aus dem Programm fallen. Preise hängen von künftigen Rohstoffnotierungen und Energiepreisen ab. Händler prüfen Alternativen, halten aber bewährte Marken im Regal, wenn Konditionen passen.

Für den Handel zählt Liefersicherheit. Die Gruppe verspricht, mit verteilten Kapazitäten robuster zu produzieren. Gelingt die Neuaufstellung, bleibt die Marke präsent. Gelingt sie nicht, profitieren Wettbewerber mit ähnlichem Portfolio.

Ein familienbetrieb im wandel

Firmengründer Hans Riegelein startete 1953 aus der Bäckerei des Vaters. Mit saisonalen Hohlfiguren wuchs das Geschäft schnell. Später exportierte die Marke in bis zu 50 Länder. Unter dem Dach von Gubor produziert die Gruppe heute jährlich rund 40.000 Tonnen Süßwaren und erwirtschaftet etwa 350 Millionen Euro Umsatz. Die Neuausrichtung folgt dem Muster vieler Traditionshersteller: weniger Standorte, mehr Effizienz, engere Taktung mit dem Handel.

Kostenfaktor kakao und energie

Kakao verzeichnete seit 2024 extreme Preissprünge. Dürre, Krankheiten an Kakaobäumen und Ernteausfälle in Westafrika verknappten das Angebot. Energie verteuerte sich zeitweise stark. Verpackungen aus Kunststoff und Papier litten unter teureren Vorprodukten. Hersteller gaben Teile der Kosten weiter. Ein empfindlicher Teil des Publikums wechselte auf günstigere Produkte. Der Spagat zwischen Marge und Absatz gelang nicht mehr in jedem Werk.

Was betroffene familien jetzt tun können

Beschäftigte sollten Gespräche mit dem Betriebsrat und der Personalabteilung suchen. Typisch sind Transfergesellschaften, Qualifizierungen und Abfindungen. Die Höhe einer Abfindung richtet sich nach Sozialplan und individueller Lage. Als Orientierungsgröße dient häufig eine Formel wie 0,5 Monatsgehälter pro Beschäftigungsjahr. Wer eine Versetzung akzeptiert, kann sich Fahrzeit und Kinderbetreuung gegenrechnen und Alternativen prüfen.

Für Fachkräfte in Produktion, Instandhaltung und Qualitätssicherung bieten Lebensmittelbetriebe in der Region Chancen. Der Großraum Nürnberg-Fürth-Erlangen meldet Bedarf in Verpackung, Logistik und Technik. Eine Zwischenqualifizierung für Linienführung oder Energiemanagement verbessert die Perspektive spürbar.

Fragen, die sie sich stellen sollten

  • Welche Aufgaben kann ich an anderen Standorten übernehmen und zu welchen Bedingungen?
  • Welche Weiterbildungen zahlt die Transfergesellschaft, und welche Zertifikate erhöhen meinen Marktwert?
  • Wie hoch fällt eine mögliche Abfindung aus, und welche Fristen gelten?
  • Wie sichere ich die Krankenversicherung während einer Übergangsphase ab?
  • Welche Unterstützung gibt es für Pendeln, Umzug oder Kinderbetreuung?

Worauf verbraucher achten können

Wer Schokofiguren gezielt von Riegelein kauft, sollte die Saisonfenster im Blick behalten. Die Umstellung der Werke kann leichte Verschiebungen bei Artikeln bringen. Geschmack und Rezeptur hängen von Produktionslinien ab, wechseln aber nicht automatisch. Preisaktionen im Handel orientieren sich an Verfügbarkeit und Einkaufsbedingungen. Wer sparen will, vergleicht Größen und Grammaturen fernab bloßer Schaufensterpreise.

Langfristig bleibt die Branche im Wandel. Hersteller bündeln Kapazitäten und standardisieren Prozesse, um volatilere Rohstoffmärkte abzufedern. Für Verbraucher bedeutet das häufigere Sortimentswechsel, für Beschäftigte die Notwendigkeit, Fähigkeiten breiter aufzustellen. Beide Seiten gewinnen, wenn Qualifikation, Planbarkeit und verlässliche Lieferketten zusammenfinden.

1 thought on “Schokoliebling Riegelein macht Cadolzburg dicht: trifft das auch sie? 200 jobs wackeln, umzug offen”

  1. Adrien_fantôme

    Triste pour Cadolzburg. Force aux équipes, j’espere un vrai plan social et des transferts dignes, pas seulement des mots.

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