Viele kaufen ihr Brötchen im Supermarkt. Nun wackelt ein vertrauter Name der Region – die Verunsicherung wächst.
Die traditionsreiche Bäckerei Leifert hat ein Sanierungsverfahren in Eigenverwaltung gestartet. Mehr als 40 Filialen, viele davon in Supermärkten zwischen Wolfsburg, Gifhorn, Braunschweig und Hannover, bleiben vorerst geöffnet. Was bedeutet das für Kundinnen, Kunden und die 220 Beschäftigten – und was passiert als Nächstes?
Was bei Leifert jetzt passiert
Das Amtsgericht Gifhorn hat die vorläufige Eigenverwaltung angeordnet. Leifert steuert die Sanierung damit selbst, begleitet von einem vorläufigen Sachwalter. Ziel: Strukturen anpassen, Kosten senken, die Marke erhalten. Der Betrieb läuft währenddessen weiter.
Filialen bleiben geöffnet. Backwaren, Kuchen und Snacks sollen in gewohnter Auswahl verfügbar sein.
Geschäftsführer Nils Leifert setzt auf Restrukturierung aus eigener Hand. Der familiengeführte Betrieb, gegründet 1950, will mit dem Verfahren Zeit gewinnen, um die Bäckerei wirtschaftlich tragfähig aufzustellen.
Filialnetz in Supermärkten: wo Sie Leifert treffen
Ein großer Teil der Standorte liegt in Märkten bekannter Ketten. Besonders häufig taucht Leifert bei Netto auf, aber auch Rewe, Edeka, Penny, Kaufland und ein Lidl-Standort gehören dazu. Das macht den Fall für viele Kundinnen und Kunden sichtbar – oft direkt neben dem Wocheneinkauf.
Beispiele aus dem Einzelhandel
- Netto: mehrere Filialen in Gifhorn (Celler Straße, Gamsen, Koppelweg), Braunschweig-Bienrode, Lehre-Flechtorf, Wolfsburg (Mörse, Sülfeld)
- Rewe: u. a. in Gifhorn (Limbergstraße), Hannover-Kronsrode, Hohenhameln, Peine, Wolfsburg (Fallersleben, Vorsfelde)
- Edeka: Leiferde
- Kaufland: Garbsen, Wolfsburg
- Penny: Gifhorn, Wolfsburg
- Lidl: Wesendorf
Das Netz aus Supermarkt-Standorten verschafft der Bäckerei viel Laufkundschaft. Gleichzeitig erhöht es die Abhängigkeit von Rahmenbedingungen im Lebensmitteleinzelhandel – etwa Mieten, Energiekosten und Personalknappheit im Filialbetrieb.
Arbeitsplätze und Löhne: was für das Team gilt
Rund 220 Beschäftigte wurden informiert: Löhne und Gehälter sind über das Insolvenzgeld abgesichert. Das übernimmt die Bundesagentur für Arbeit innerhalb gesetzlicher Grenzen für bis zu drei Monate. Der Geschäftsbetrieb läuft weiter, Verträge bleiben bestehen, das Team bleibt an Bord.
220 Arbeitsplätze hängen an der Sanierung. Das Insolvenzgeld federt die akute Unsicherheit ab.
Parallel verhandelt die Geschäftsführung mit Gläubigern und Partnern. Ziel ist, Standorte zu stabilisieren, Prozesse zu straffen und energieintensive Abläufe zu modernisieren. Freiwillige Personalwechsel lassen sich in solchen Situationen nie völlig ausschließen, geplant sind sie nicht.
Warum die Bäckerei ins Schlingern geriet
Die Gründe liegen im Umfeld: hohe Energiekosten treffen Backbetriebe früh und hart, weil Öfen und Kühlung ständig laufen. Dazu kommt eine schwächere Konsumlaune. Rohstoffpreise schwanken, Mieten in Supermarktlagen steigen mit Indexierungen. Wer viele Filialen im Nahbereich betreibt, spürt jeden Kostenschock im Tagesgeschäft.
Die Kombination aus Kosten- und Nachfragedruck bringt auch andere Handels- und Gastronomieformate in die Bredouille. Zuletzt musste der Matratzenhändler MFO aufgeben, rund 300 Stellen gingen verloren. Bei Leifert soll die Eigenverwaltung genau das verhindern.
So läuft die Sanierung in Eigenverwaltung
Eigenverwaltung bedeutet nicht, dass alles beim Alten bleibt. Sie gibt dem Management mehr Tempo bei Entscheidungen, ein vorläufiger Sachwalter überwacht die Einhaltung der Regeln und die Wahrung der Gläubigerinteressen.
- Steuerung: Die Geschäftsführung bleibt am Ruder, ein Sachwalter prüft und kontrolliert.
- Zielbild: Fortführung und Sanierung statt Zerschlagung, mit einem tragfähigen Insolvenzplan.
- Voraussetzungen: Zahlungsunfähigkeit oder Überschuldung und zugleich realistische Sanierungschancen.
Zeit gewinnen, Strukturen anpassen, Betrieb fortführen – dieser Dreiklang entscheidet über die Zukunft.
Rechtsanwalt Joachim Walterscheid unterstützt als Generalhandlungsbevollmächtigter, Dr. Malte Köster agiert als vorläufiger Sachwalter. Beide sollen dafür sorgen, dass Maßnahmen greifen und Vertrauen bei Lieferanten, Vermietern und Kettenpartnern erhalten bleibt.
Was Kundinnen und Kunden jetzt beachten sollten
Für den Einkauf ändert sich kurzfristig wenig. Öffnungszeiten bleiben gleich, das Sortiment soll vollständig verfügbar sein. Bei Aktionsware oder Catering lohnt ein kurzer Blick auf Aushänge in der Filiale, weil Abläufe im Sanierungsmodus angepasst werden können.
- Gutscheine: Akzeptanz liegt im Ermessen des Unternehmens im Rahmen der Sanierung. Hinweise in der Filiale beachten.
- Vorbestellungen: Möglich, aber Termine am besten bestätigen lassen.
- Kartenzahlung: Gewöhnlich ohne Einschränkungen. Technische Umstellungen können vereinzelt zu kurzen Ausfällen führen.
Einige Lebensmittelketten testen parallel eigene Konzepte im Backbereich. Aus dem Umfeld heißt es, ein spezielles Edeka-Format stehe vor dem Aus, nur ein Markt sei noch geöffnet. Das hat mit Leifert direkt nichts zu tun, zeigt aber, wie stark sich der Markt gerade dreht.
Die Lage auf einen Blick
| Aspekt | Stand |
|---|---|
| Filialen | mehr als 40 Standorte, Schwerpunkt in Wolfsburg, Gifhorn, Braunschweig, Hannover |
| Beschäftigte | rund 220, Insolvenzgeld sichert Löhne für bis zu drei Monate |
| Verfahren | Sanierung in Eigenverwaltung, vorläufig angeordnet |
| Gericht | Amtsgericht Gifhorn |
| Begleitung | Joachim Walterscheid (Generalhandlungsbevollmächtigter), Dr. Malte Köster (vorläufiger Sachwalter) |
| Partner | u. a. Netto, Rewe, Edeka, Penny, Kaufland, Lidl |
| Hauptherausforderungen | hohe Energiekosten, schwache Konsumlaune, Kosten in Supermarktlagen |
Was jetzt über Erfolg oder Scheitern entscheidet
Für Backbetriebe zählt jeder Kilowattstundeinsatz. Moderne Öfen, bessere Wärmerückgewinnung und digital getaktete Backpläne können spürbar Kosten senken. Ebenso wichtig: Standortprüfung. Filialen mit starker Frequenz und verlässlicher Personalausstattung tragen das Netz, schwache Punkte brauchen ein neues Konzept oder eine klare Alternative.
Auch das Zusammenspiel mit Supermarktpartnern wird zur Stellschraube. Wer feste Miet- und Betriebskosten an realistische Umsätze anpasst, stabilisiert beide Seiten. Gleichzeitig hilft ein fokussiertes Sortiment: weniger Komplexität im Tagesgeschäft, weniger Verderb, mehr Planbarkeit.
Was Sie als Kundin oder Kunde konkret tun können
Wer den Fortbestand unterstützen möchte, kauft lokal, nutzt Vorbestellungen und gibt der Filiale Rückmeldung, was gut läuft. Bei größeren Aufträgen wie Catering ist eine kurze Rücksprache sinnvoll. Wer Gutscheine hat, fragt nach der aktuell praktizierten Regelung; freundliche Nachfragen erleichtern dem Team den Alltag.
Für Beschäftigte lohnt ein Blick auf Weiterbildungsangebote, die häufig im Sanierungsrahmen finanziert werden. Kurzschulungen zu Kassensystemen, Hygiene oder Backprozessen erhöhen die Flexibilität in der Schichtplanung und verbessern die Chancen, dass Filialen stabil durch die nächsten Monate kommen.



Eigenverwaltung klingt erstmal vernünftig: Tempo bei Entscheidungen, Sachwalter als Kontrolle. Entscheidend wird doch, ob ihr die Energiekosten und Mieten in den Supermarktlagen wirklich runterbekommt. Moderne Öfen, weniger Komplexität im Sortiment – das macht Sinn. Bleiben die Filialen in Fallersleben und Kronsrode wirklich offen? Und wie handhabt ihr aktuell die Annahme von Gutschienen, gibt’s da klare Regeln in jeder Filiale? Drücke den 220 Kolleg:innen die Daumen, vieleicht klappt die Kurve.