Ein Leben zwischen Stellplatz, Schichten und Straße: Ein 81-Jähriger zeigt, wie Ruhestand heute anders aussehen kann.
Wenn das Geld nicht reicht, müssen Ideen her. Richard Smith lebt halb im Haus, halb im Wohnmobil – und arbeitet jeden Tag.
Wie aus einem rententraum ein arbeitsalltag auf rädern wurde
Richard Smith begann 1963 bei Eastman Kodak in Rochester. Tagsüber Schicht, abends Nebenjob im Autohaus, dazu Abendschule. Früh geheiratet, schnell Kinder, wenig Puffer. Später wechselte er in die Filmwelt nach Los Angeles, leitete ein großes Filmlabor bis 2004, anschließend ein universitär angebundenes Archiv- und Restaurationslabor. 2009 kam das Rentenpaket – und die Finanzkrise.
Sein Plan: mit dem Wohnmobil durchs Land und unterwegs arbeiten. Er investierte die Abfindung in ein selbstverwaltetes IRA-Konto. Riskante Entscheidungen fraßen die Erträge. Er stieß auf Workamping – Jobs auf Campingplätzen gegen Lohn und stark vergünstigten Stellplatz. Zusammen mit seiner Frau zog er los, besuchte Kinder und Enkel in Alaska, pendelte zwischen Arbeitseinsätzen und Familie.
Neun Jahre später kaufte das Paar ein kleines Haus in Florida für die Wintermonate. Den Sommer verbringen sie im 13 Meter langen Monaco Class A Motorcoach. Seit 2019 finden sie in New Hampshire verlässlich Arbeit.
Workamping bedeutet: Stellplatz plus Vergünstigungen und oft Lohn – dafür Reinigung, Ranger-Dienste oder Gästebetreuung.
Sieben tage im einsatz: ranger und lieferfahrer
Das aktuelle Jahr ist eng getaktet. Donnerstag bis Sonntag sorgt Smith abends als Ranger für Ruhe im Park: Start gegen 16 Uhr, Ende meist nach Mitternacht. Der Stundenlohn liegt bei 15 US-Dollar. Montag bis Mittwoch steigt er ins Auto und liefert Bestellungen aus; Ziel pro Schicht: rund 100 Dollar Umsatz. Der Stellplatz auf dem Campingplatz kostet als Mitarbeiter 200 Dollar im Monat, ein entscheidender Hebel.
Mit 81 ist körperliche Schwerarbeit passé. Ranger-Aufgaben passen: mit dem Golfcart patrouillieren, ansprechbar sein, Präsenz zeigen. Seine Frau übernimmt im Gegenzug die Hauswirtschaft auf dem Platz – Hütten, Sanitäranlagen, Waschhäuser. Zusammen funktioniert der Alltag.
Er arbeitet praktisch jeden Tag: vier Abende Ranger, drei Tage Lieferdienst. Planung ersetzt Pausen.
- Stundenlohn Ranger: 15 US-Dollar
- Vergünstigter Stellplatz: 200 US-Dollar pro Monat
- Ziel DoorDash pro Schicht: etwa 100 US-Dollar Umsatz
- Netto DoorDash im Winter in Florida: rund 500 US-Dollar pro Woche nach Sprit und Steuern
- Kraftstoff für Florida–New Hampshire–Florida: knapp unter 1.000 US-Dollar pro Saison
Gesundheit, grenzen und die suche nach plan b
Smith fühlt sich am Steuer sicher. Raserei vermeidet er, er lässt Drängler ziehen. Sein Hausarzt lobt die stabile Verfassung, doch die Unsicherheit bleibt: Übergewicht, eine Operation an der linken Hand, voraussichtlich bald an der rechten. Der Körper diktiert, welche Arbeiten noch gehen.
In Florida lebt das Paar in einer kleinen Atlantikstadt. So oft wie möglich gehen die Brüder angeln. Den Sommer meiden sie in Florida wegen der Feuchte. Der Rhythmus richtet sich nach Wetter, Saison und verfügbaren Jobs.
Der preis der freiheit: schulden, sprit, reparaturen
Die Zahlen sind nüchtern: Schulden über 250.000 US-Dollar, inklusive Hauskredit. Die Social Security bringt fast 3.000 Dollar pro Monat. Das IRA-Konto enthält weniger als 20.000 Dollar, sonst gibt es kaum Rücklagen. Unerwartete Kosten – Autoreparaturen, Zuzahlungen für Eingriffe – laufen über die Kreditkarte. Tilgung gerät ins Stocken, wenn der Wagen streikt oder die Fahrt in den Norden ansteht.
Sozialversicherung knapp 3.000 Dollar im Monat, Schulden über 250.000 Dollar – der Rest muss erarbeiten, Tag für Tag.
Der Worst Case ist klar benannt: Haus verkaufen, wieder ganzjährig im Wohnmobil leben. Die Familie schickt Stellenausschreibungen. Vielleicht kommt der Punkt, an dem sie aus gesundheitlichen Gründen ganzjährig in Florida bleiben und eine Jahresstelle suchen. Auf Glück zu hoffen, ersetzt keinen Plan.
Warum so viele sparen zu spät
Smiths Geschichte berührt einen wunden Punkt. Viele unterschätzen, wie lange das Geld reichen muss. Wer spät mit dem Investieren beginnt und zusätzlich Verluste erleidet, braucht Einkünfte im Alter. In den USA liegt die durchschnittliche monatliche Rente für Ruheständler ungefähr im Bereich von knapp 2.000 Dollar. Das deckt bei Inflation, Gesundheitskosten und Wohnen oft nur das Nötigste. Der Rest verlangt Flexibilität – oder Vermögen, das nicht jeder hat.
Was workamping konkret leisten kann
Workamping ist kein Ferienjob, sondern ein Tausch: Zeit und Dienstleistung gegen Stellplatz, Energie und oft Lohn. Der größte Vorteil liegt in den fixen Wohnkosten. Wer statt 800 oder 1.200 Dollar nur 200 Dollar für den Platz zahlt, verschafft sich Spielraum. Die Kehrseite: saisonale Unsicherheit, Abhängigkeit vom Auto, körperliche Belastung im Schichtbetrieb.
- Entlastung bei Miete durch vergünstigten Stellplatz
- Planbare Schichten, aber oft abends und am Wochenende
- Kombinierbar mit Zustell- oder Servicejobs
- Hohe Abhängigkeit von Fahrzeug, Gesundheit und Saison
- Steuern, Versicherung, Wartung im Blick behalten
So rechnen leser ihren eigenen plan
Wer mit dem Gedanken spielt, im Alter zu jobben und mobil zu wohnen, braucht eine glasklare Kalkulation. Ein Rechenweg hilft, Entscheidungen belastbar zu machen:
- Einnahmen auflisten: Rente/Sozialversicherung, Nebenjob-Netto, sonstige Zahlungen.
- Fixkosten erfassen: Stellplatz/Miete, Versicherungen, Kredite, Kommunikation, Medizin.
- Variable Kosten schätzen: Kraftstoff, Reifen, Wartung, Maut, Verpflegung.
- Rücklagenquote festlegen: mindestens 10 bis 20 Prozent der Nebenjob-Einnahmen fürs Auto und unerwartete Ausgaben.
- Saisonabhängigkeit berücksichtigen: Monate mit wenig Aufträgen frühzeitig finanzieren.
Mobil leben rechnet sich nur mit verlässlichen Nettoeinnahmen, niedrigen Fixkosten und Rücklagen für Pannen.
Praktische hinweise für den einstieg
Geeignete Aufgaben wählen: Ranger- oder Serviceposten verlangen weniger Heben und Bücken, dafür Geduld und Präsenz. Zustelldienste sind attraktiv, wenn Zielgebiete genügend Aufträge liefern. Das eigene Auto ist das wichtigste Werkzeug, daher zählen Verbrauch, Wartungsintervalle und Versicherungstarife doppelt.
Vor dem Start lohnt ein Probemonat mit Kassensturz: reale Aufträge dokumentieren, Sprit und Zeit tracken, Steuern pauschal kalkulieren. Wer nach vier Wochen sehen kann, dass der Nettoverdienst die Fixkosten plus Rücklage übersteigt, hat eine tragfähige Basis. Sonst Alternativen suchen: andere Gebiete, andere Schichten, andere Tätigkeiten am Platz.
Mehrwert für den alltag auf rädern
Begriffe, die man kennen sollte: Workamping bezeichnet kombinierte Stellplatz- und Jobangebote; Dry Camping steht für Übernachten ohne Anschlüsse; eine Selbstbeteiligung im Gesundheitswesen kann aus kleinen Behandlungen große Ausgaben machen. Wer mehrere Einkommensquellen kombiniert, profitiert von Streuung, aber auch von doppelter Planung. Ein Notfallbudget für Reparaturen und medizinische Eingriffe schützt vor Schuldenfallen.
Nützlich ist eine einfache Fahrten- und Kosten-Statistik: tatsächliche Kilometer, Spritpreis, Wartung pro 1.000 Kilometer, Reifenverschleiß. Die Daten zeigen, welche Tour sich lohnt und ab wann der Verschleiß den Ertrag frisst. Wer diese Zahlen beherrscht, kann Chancen nutzen und Risiken zügeln – so wie Smith, der mit 81 Jahren zeigt, dass Planung Freiheit ermöglicht.



Travailler 7 jours sur 7 à 81 ans pour boucler un budget avec ~3.000 $ de retraite, c’est un modèle ou un symptôme ? On romantise le “workamping”, mais est-ce vraimment viable quand la voiture tombe en panne ou qu’une hospitalisation arrive ?
81 ans, ranger en golfcart et livreur… je me plains plus de mon lundi matin 🙂