Der neue Bonus lässt Rentnerinnen und Rentner hoffen. 2.000 euro steuerfrei klingen stark, doch Beiträge und Details zählen am Ende.
Die Merz-Regierung schiebt die aktivrente an. Wer im Ruhestand arbeitet, soll bis zu 2.000 euro monatlich steuerfrei hinzuverdienen. Starttermin ist der 1. Januar 2026. Entscheidend für dein Portemonnaie sind aber Krankenkassen- und Pflegebeiträge sowie ein freiwilliger Rentenbeitrag.
Was hinter dem 2.000-euro-bonus wirklich steckt
Die aktivrente setzt auf Freiwilligkeit: Wer neben der gesetzlichen Rente arbeitet, darf das Zusatzgehalt bis 2.000 euro im Monat steuerfrei einstreichen. Einkommensteuer fällt dafür nicht an. Das schützt den Steuersatz auf andere Einkünfte wie die Rente.
Ganz abgabenfrei ist der Zuverdienst nicht. Auf den Lohn werden Beiträge zur gesetzlichen Kranken- und Pflegeversicherung fällig. Der Arbeitgeber überweist außerdem Rentenbeiträge. Beschäftigte im Regelrentenalter können entscheiden, ob sie selbst freiwillig in die Rentenkasse einzahlen, um die eigene Monatsrente im Folgejahr anzuheben.
Steuerfrei heißt nicht abgabenfrei: Auf den Bonus fallen Beiträge für Kranken- und Pflegeversicherung an.
So wird gerechnet: die wichtigsten Sätze im Überblick
Für arbeitende Ruheständler gilt nach derzeitigem Stand:
- Krankenversicherung: voller Beitragssatz von 14,6 prozent möglich, zuzüglich kassenindividuellem Zusatzbeitrag (angenommen: 2,5 prozentpunkte).
- Pflegeversicherung: Beitrag nach Kinderstatus; arbeitende Rentner tragen den Beitragssatz, Kinderlose zahlen mehr.
- Anspruch auf Krankengeld entsteht bei Anwendung des vollen Krankenversicherungsbeitrags.
Konkretes netto bei 2.000 euro brutto
Rechenbasis: voller Krankenversicherungsbeitrag und ein durchschnittlicher Zusatzbeitrag von 2,5 prozentpunkten. Daraus ergeben sich Sozialabgaben in Höhe von 10,35 prozent.
Bei 2.000 euro Zusatzverdienst entspricht das 207 euro Abzug. Übrig bleiben 1.793 euro netto pro Monat. Je nach Krankenkasse fällt der Zusatzbeitrag höher oder niedriger aus; das verändert das Netto.
Beispiel: 2.000 euro Zuverdienst – 207 euro Beiträge = 1.793 euro netto für den Monat.
Kinderstatus, kasse, krankengeld: was deinen auszahlungsbetrag verändert
Ob ein Kind vorhanden ist, spielt bei der Pflegeversicherung eine Rolle. Kinderlose tragen einen Zuschlag. Damit steigt die Abgabenquote und das Netto sinkt entsprechend. Auch der Zusatzbeitrag deiner Krankenkasse wirkt direkt auf die Rechnung. Senkt die Kasse ihren Satz um 1 prozentpunkt, steigt dein Netto bei 2.000 euro um rund 20 euro.
Wird der volle Beitragssatz in der Krankenversicherung angewendet, besteht Anspruch auf Krankengeld. Das erhöht die Absicherung im Fall längerer Krankheit. Ohne vollen Beitragssatz würde dieser Anspruch entfallen.
Drei beispielrechnungen für 2.000 euro
| Ausgangslage | Abgabenquote | Abzüge | Netto |
|---|---|---|---|
| Krankenkasse mit 2,5 prozentpunkten Zusatzbeitrag, mit Kind | 10,35 % | 207 € | 1.793 € |
| Gleiche Kasse, kinderlos (Zuschlag in der Pflegeversicherung) | ca. 10,95 % | ca. 219 € | ca. 1.781 € |
| Krankenkasse mit 1,5 prozentpunkten Zusatzbeitrag, mit Kind | ca. 9,35 % | ca. 187 € | ca. 1.813 € |
Die Beispiele zeigen, wie sensibel das Netto auf den Zusatzbeitrag und den Kinderstatus reagiert. Prüfe daher deinen aktuellen Kassensatz und deinen Pflegeversicherungsstatus.
Arbeitgeber zahlt rentenbeiträge – du entscheidest über deinen anteil
Der Arbeitgeber überweist Rentenbeiträge für die Beschäftigung von Ruheständlern. Du kannst zusätzlich freiwillig deinen Anteil einzahlen. Das lohnt sich für alle, die länger arbeiten und ihre Monatsrente messbar steigern wollen. Die Gutschrift erfolgt im Folgejahr nach der Beitragszahlung.
Wer auf den eigenen Beitrag verzichtet, erhält zwar sofort ein höheres Netto, verschenkt aber einen Rentenaufbau für später. Wer einzahlt, senkt das aktuelle Netto etwas, hebt aber die lebenslange Rente.
Freiwillig in die rentenkasse einzahlen erhöht die monatliche rente – spürbar ab dem nächsten jahr.
Die kosten für den staat – und die erhoffte wirkung
Der Plan reißt Lücken in die Steuereinnahmen. Für die Jahre 2026 bis 2030 kalkuliert der Bund jährlich mit rund 890 millionen euro weniger. Etwa 134 millionen euro davon entfallen auf die Kommunen. Auf der anderen Seite könnten die Sozialkassen profitieren, wenn mehr Menschen im Alter versicherungspflichtig arbeiten und Beiträge fließen.
Ob der fiskalische Effekt positiv wird, hängt von der Beteiligung ab. Frühere Berechnungen gehen davon aus, dass erst ab etwa 75.000 zusätzlichen Erwerbstätigen im Ruhestand ein Plus für den Staat entsteht. Fachleute mahnen, finanzielle Anreize allein reichten nicht. Arbeitsbedingungen, flexible Zeiten, Gesundheitsprävention und Qualifizierung entscheiden, ob Ältere bleiben oder zurückkehren.
Was du jetzt klären solltest
- Wie hoch ist der Zusatzbeitrag deiner Krankenkasse aktuell?
- Bist du in der Pflegeversicherung kinderlos gemeldet oder nicht?
- Planst du, freiwillig in die Rentenversicherung einzuzahlen, um die Rente zu erhöhen?
- Erreichst du die Schwelle von 2.000 euro jeden Monat oder schwankt dein Zuverdienst?
- Ist dein Arbeitsplatz altersgerecht organisiert (Arbeitszeit, Belastung, Pausen)?
Kurzcheck: weitere beispiele und tipps
Bei 1.000 euro monatlichem Zuverdienst und einer Abgabenquote von 10,35 prozent bleiben rund 896 euro netto. Wer regelmäßig weniger als 2.000 euro erhält, zahlt proportional weniger Beiträge. Der steuerfreie Status bleibt erhalten, solange der Zuverdienst innerhalb der Grenze liegt.
Der Bonus erhöht nicht den Steuersatz auf andere Einkünfte. Das schützt deine Rente vor einem Sprung in eine höhere Progression. Prüfe trotzdem jährlich deinen Steuerbescheid, wenn du neben der Rente weitere Einkünfte beziehst, etwa aus Vermietung.
Wer häufig krankheitsbedingt ausfällt, profitiert vom Anspruch auf Krankengeld, sofern der volle Krankenversicherungsbeitrag gilt. Das kann den Verzicht auf ein paar euro Netto rechtfertigen. Wer sehr gesund ist und kurzzeitig arbeiten will, setzt eventuell andere Prioritäten.
Für Paare und Teilzeitkräfte lohnt sich eine Simulation. Variiere Zusatzbeitrag, Kinderstatus und freiwillige Rentenzahlung. Schon kleine Änderungen beim Kassensatz verschieben das Monatsnetto deutlich. Sprich früh mit Arbeitgeber und Krankenkasse, damit Beiträge korrekt laufen, sobald die aktivrente am 1. Januar 2026 startet.



Danke für die klaren Beispiele! Eine Frage: Wie wird der Pflegeversicherungs‑Zuschlag für Kinderlose genau geprüft – reicht eine Geburtsurkunde der Kids oder zählt nur der aktuelle Familienstand? Und gilt der Zuschalg auch, wenn die Kinder längst erwachsen sind?
Mal ehrlich: „steuerfrei“ heisst noch lange nicht abgabenfrei. Über 200 € weniger bei 2.000 € sind eine Ansage. Warum kommuniziert die Politik nicht direkt Netto-Beispiele je Kasse und Kinderstatus? Das wäre ehrlicher als Überschriften-Glanz.