Viele Kundinnen und Kunden stehen morgens vor vertrauten Theken. Doch im Hintergrund laufen Entscheidungen mit Folgen für den Alltag.
Die Traditionsbäckerei Leifert hat ein Sanierungsverfahren in Eigenverwaltung gestartet. Der Betrieb geht weiter, die Löhne sind vorerst gesichert, zahlreiche Standorte liegen in Supermärkten wie Rewe, Edeka, Netto, Penny, Kaufland und Lidl.
Was hinter dem verfahren steckt
Leifert, seit 1950 familiengeführt, befindet sich in einem gerichtlich überwachten Neustart. Das Amtsgericht Gifhorn hat der Eigenverwaltung zugestimmt. Die Geschäftsführung bleibt damit handlungsfähig, während ein vorläufiger Sachwalter die Einhaltung der Regeln überwacht. Das Ziel besteht darin, Strukturen zu straffen, Kosten zu senken und das Filialnetz zukunftsfest zu machen.
Die Filialen bleiben geöffnet, das Sortiment aus Backwaren, Kuchen und Snacks wird weiter angeboten.
Mehrere Branchenrisiken haben sich zuletzt überlappt: teure Energie für Öfen und Kühlung, höhere Rohstoffpreise, steigende Personalkosten und verändertes Einkaufsverhalten. Viele Bäcker verlagern inzwischen ihre Präsenz in Supermärkte, wo die Laufkundschaft hoch ist. Leifert setzt bereits stark auf dieses Shop-in-Shop-Modell.
Wo leifert überall verkauft
Über 40 Standorte versorgen täglich Kundinnen und Kunden in Wolfsburg, Gifhorn, Braunschweig und Hannover. Ein Schwerpunkt liegt in Supermärkten, allen voran bei Netto. Auch Rewe und Edeka zählen zu den Partnern, dazu kommen Penny, Kaufland und vereinzelt Lidl.
| Partner | Geschätzte standorte laut liste | Beispiele |
|---|---|---|
| Netto | 11 | Wolfsburg-Mörse, Wolfsburg-Sülfeld, Gifhorn-Gamsen, Braunschweig-Bienrode |
| Rewe | 6 | Gifhorn-Limbergstraße, Hannover-Kronsrode, Peine, Wolfsburg-Fallersleben |
| Edeka | 1 | Leiferde |
| Kaufland | 2 | Wolfsburg, Garbsen |
| Penny | 2 | Gifhorn, Wolfsburg |
| Lidl | 1 | Wesendorf |
Die Liste zeigt: Wer seinen Backshop im Supermarkt ansteuert, trifft mit hoher Wahrscheinlichkeit auf eine Leifert-Theke. Der Vorteil für Kundschaft und Unternehmen liegt in kurzen Wegen, spontanen Käufen und verlässlichen Öffnungszeiten im Rahmen des Marktes.
Was das für beschäftigte bedeutet
Rund 220 Mitarbeitende wurden informiert, dass ihre Gehälter über das Insolvenzgeld abgesichert sind. Das deckt in der Regel bis zu drei Monate ab, rückwirkend ab dem Zeitpunkt der Antragstellung. Währenddessen läuft der Verkauf weiter, Schichten bleiben besetzt, Auszubildende können ihre Ausbildung fortsetzen.
Gehälter über Insolvenzgeld gesichert, Jobs im Verfahren zunächst stabil – das Team bleibt an Bord.
Nach Ablauf des Insolvenzgeldzeitraums muss der sanierte Betrieb die Lohnkosten wieder selbst tragen. Genau dafür braucht es einen Plan, der Kosten und Einnahmen neu austariert. Dazu zählen bessere Einkaufskonditionen, eine schlauere Energieversorgung und ein präziseres Sortiment je Standort.
Warum es jetzt auf die feinabstimmung ankommt
Backbetriebe spüren Energiekosten zuerst: Öfen, Kälte, Nachtbacken – alles benötigt konstant Strom und Gas. Parallel schwanken die Preise für Mehl, Zucker, Butter und Hefe. Wer viele kleine Filialen betreibt, leidet zusätzlich unter Mieten, Personalplanung und Logistik. In der Eigenverwaltung lassen sich Verträge neu verhandeln, unrentable Flächen prüfen und Prozesse vereinfachen.
Mögliche maßnahmen der sanierung
- Produktmix nach Tageszeit und Standort anpassen, um Abschriften zu senken.
- Energieverträge prüfen, effizientere Öfen und Kühltechnik einführen.
- Digitales Bestellwesen zwischen Backstube und Filialen schärfen.
- Miet- und Lieferverträge neu verhandeln, Touren optimieren.
- Shop-in-Shop-Flächen in Supermärkten priorisieren, schwache Standorte bündeln.
- Preise transparent an Rohstoffkosten koppeln, ohne Stammkundschaft zu verlieren.
Was sie als kundin oder kunde jetzt wissen sollten
Der Einkauf bei Leifert funktioniert weiter wie gewohnt. Brötchen, Brote, Kuchen und Snacks stehen in den Auslagen, Kaffee to go inklusive. Trotzdem lohnt sich ein genauer Blick auf den Alltag in der Sanierung.
- Gutscheine zeitnah einlösen und Kassenbons aufbewahren.
- Öffnungszeiten prüfen, da Supermarktzeiten variieren können.
- Kartenzahlung bevorzugen, falls einzelne Kassenprozesse angepasst werden.
- Catering-Anfragen früh stellen, da Kapazitäten neu geplant werden.
- Bei Änderungen im Sortiment nach Alternativen fragen – oft gibt es passende Ersatzprodukte.
Ihre Filiale bleibt geöffnet – wer morgens Brötchen holt, kann das weiterhin tun.
Die rolle von geschäftsführung und sachwalter
Geschäftsführer Nils Leifert führt den Tagesbetrieb, begleitet von einem Generalhandlungsbevollmächtigten. Der vorläufige Sachwalter – ein unabhängiger Jurist – prüft Maßnahmen, berichtet ans Gericht und schützt die Gläubigerinteressen. Diese doppelte Sicherung schafft Vertrauen und beschleunigt Entscheidungen.
Wie es jetzt weitergeht
In den nächsten Wochen entsteht ein Sanierungsplan: Filialnetz, Personal, Lieferketten, Energie, Investitionen. Danach stimmen Gläubiger über die Pläne ab. Gelingt die Einigung, kann Leifert entschuldet weitermachen, möglicherweise mit angepasster Struktur. Für die Kundschaft bedeutet das Stabilität, für Mitarbeitende eine Perspektive.
Kontext: warum bäckereien stark unter druck stehen
Der Bäckerberuf lebt von Frische, Handwerk und Nähe zur Kundschaft. Gleichzeitig verlangt die Produktion verlässliche Energie, und die Personaldecke bleibt angespannt. Supermarkt-Backstationen drücken die Preise, während handwerkliche Qualität ihren Wert behalten muss. Wer wie Leifert stark im Shop-in-Shop arbeitet, hat Vorteile bei der Frequenz, zahlt aber Mieten und muss sich in die Abläufe der Märkte einfügen.
Viele Betriebe setzen inzwischen auf kleinere, flexible Theken, weniger Artikelvielfalt am späten Nachmittag und stärkere Vorbestellungen über Apps. Das reduziert Abfall und stabilisiert Margen. Für Kundinnen und Kunden heißt das: eine etwas fokussiertere Auswahl, dafür häufiger ausverkaufte Bestseller am Abend – ein Zeichen, dass Feintuning greift.
Zusatzwissen für verbraucherinnen und verbraucher
Eigenverwaltung unterscheidet sich von einer Regelinsolvenz: Die Leitung bleibt im Amt, das Gericht stellt mit einem Sachwalter sicher, dass der Kurs stimmt. Dieses Verfahren eignet sich, wenn noch genug Substanz vorhanden ist und ein tragfähiger Plan auf dem Tisch liegt. Ein Schutzschirm wäre eine zusätzliche rechtliche Variante mit ähnlicher Zielrichtung, setzt aber andere Voraussetzungen.
Wer seinen wöchentlichen Brotkorb kalkuliert, kann mit einem einfachen Ansatz sparen: feste Abnahmemengen, Familienbrote, gezielte Restetüten kurz vor Ladenschluss, Kaffee-Mehrwegbecher mit Rabatt. Für alle, die regelmäßig im Rewe, Edeka, Netto, Penny oder Kaufland einkaufen, lohnt sich ein Blick auf die Backtheken-Hinweise vor Ort. So lassen sich neue Abläufe schnell verstehen – und der Frühstückstisch bleibt gedeckt.



Heißt das konkret, dass die Öffnungszeiten in den Rewe/Edeka/Netto-Filalen gleich bleiben? Ich hab noch Gutscheine – lieber sofort einlösen, oder gelten die weiter im Verfahren? Danke für eine kurze Klarstellung.