Große kette vor Kur: 50 Tegut-Filialen zur Abgabe – was heißt das für 300 Standorte, für Sie?

Große kette vor Kur: 50 Tegut-Filialen zur Abgabe – was heißt das für 300 Standorte, für Sie?

Preise steigen, Budgets schrumpfen, Einkaufswege verlagern sich. Der deutsche Lebensmittelhandel zieht die Zügel an, und viele fragen sich: Wer hält durch?

Jetzt gerät ausgerechnet Tegut in den Fokus. Der Händler aus Fulda sortiert sein Filialnetz neu und will zahlreiche Standorte an Wettbewerber übergeben. Für Kundinnen und Kunden stellen sich Fragen zu Öffnungszeiten, Sortimenten, Preisen – und zur Zukunft ihrer Stammfiliale.

Was hinter dem Schritt steckt

Tegut, seit 2013 Teil der Schweizer Migros-Gruppe (Migros Zürich), arbeitet an einer straffen Sanierung. Der Konzern fordert messbare Fortschritte: 2025 sollen die Zahlen deutlich besser werden, bis Ende 2026 muss das Unternehmen profitabel wirtschaften. Um Kosten zu senken und die Effizienz zu steigern, trennt sich Tegut von Filialen, die im aktuellen Zuschnitt nicht mehr in die Strategie passen.

Rund 50 der knapp 300 Tegut-Standorte stehen zur Abgabe – nicht nur im Süden, sondern auch im Kerngebiet Rhein-Main.

Welche Häuser auf der Liste stehen, nennen die Verantwortlichen nicht. Klar ist: Erste Märkte sind bereits geschlossen. Für einen großen Teil der betroffenen Standorte kommt aber eine Übernahme durch Wettbewerber in Frage. Solche Transfers sichern im Idealfall Arbeitsplätze und die Nahversorgung vor Ort.

Warum jetzt: die Lage im Lebensmittelhandel

Der Druck im deutschen Lebensmittelhandel ist hoch. Discounter erhöhen den Wettbewerbsdruck, regionale Anbieter ringen um Standorte, Kosten für Energie, Mieten und Personal liegen spürbar höher als vor einigen Jahren. Gleichzeitig kaufen viele Haushalte preisbewusster ein. Händler mit hohem Frische- und Bio-Anteil – ein Tegut-Kern – müssen Sortiment und Preisarchitektur fein austarieren, um Stammkundschaft zu halten und neue Kundengruppen zu gewinnen.

Strategie: schlanker werden, Profil schärfen

Die Neuausrichtung zielt auf ein klareres Profil: wirtschaftlich passende Flächen, bessere Flächenproduktivität, gezieltere Sortimentsführung. Teure, ungünstig geschnittene oder standortspezifisch schwache Märkte wandern eher in die Verkaufsliste, während Standorte mit Potenzial gestärkt werden.

Die Unternehmensführung verweist auf spürbare Kostensenkungen und eine agilere Organisation – der Kurs bleibt kompromisslos.

Was bedeutet das für Kunden vor Ort

Wer regelmäßig bei Tegut einkauft, sollte die Kommunikation in „seinem“ Markt im Blick behalten. Üblich sind Aushänge mit Hinweisen zu möglichen Übergabeterminen oder zwischenzeitlichen Anpassungen. Bei einer Übernahme ändern sich oft Sortiment, Eigenmarken und Bonusprogramme. In vielen Fällen bleiben Öffnungszeiten und Personal erhalten, vor allem wenn ein Wettbewerber direkt übernimmt.

  • Geschenkkarten und Gutscheine rechtzeitig einlösen, falls eine Schließung ansteht.
  • Pfandbons nicht sammeln, sondern zeitnah einlösen.
  • Aktionsware und Bestellungen bei Marktteams nachfragen, wenn ein Terminwechsel ansteht.
  • Bei Übernahmen: auf neue Treueprogramme, Preise und Eigenmarken achten.

Zeitplan und Eckdaten im Überblick

Jahr Ereignis Einordnung
2013 Migros Zürich übernimmt Tegut Konzernrückhalt, Expansion und Profilierung Richtung Bio/Regional
2024 Konzern fordert Trendwende Klare Zielmarken für 2025/2026, Druck auf Profitabilität
2025 Portfolio wird gestrafft Rund 50 Märkte werden zur Übernahme angeboten
2026 Schwarze Zahlen als Ziel Zukunft in der Migros-Gruppe an Ergebnis geknüpft

Was mit den betroffenen Filialen passiert

Meist laufen drei Szenarien: Übernahme durch einen Wettbewerber, Weiterbetrieb mit verändertem Konzept oder – als letzte Option – Schließung. Bei einer Übernahme greift in Deutschland häufig ein Betriebsübergang, bei dem Belegschaften unter bestimmten Voraussetzungen zum neuen Betreiber wechseln. Für Kundinnen und Kunden bleibt die Nahversorgung damit häufig erhalten, selbst wenn der Markenname wechselt.

Übernahmen sichern oft Personal und Versorgung – Schließungen bleiben die Ausnahme, wenn ein Standort grundsätzlich funktioniert.

Wer als Käufer in Frage kommt

In der Fläche treten regelmäßig Edeka- und Rewe-Partner, regionale Händler oder Discounter als Käufer auf. Wer am Ende zum Zug kommt, hängt von Einzugsgebiet, Mietvertrag, Konkurrenzschutz und Parkplatzsituation ab. In Innenstadtlagen ist die Chance auf einen nahtlosen Übergang höher, wenn Frequenz und Anbindung stimmen.

Ein Blick auf die Zahlen: Größenordnungen und Effekte

50 Märkte entsprechen gut einem Sechstel des Filialnetzes. Je nach Marktgröße arbeiten pro Standort grob 15 bis 40 Beschäftigte. Damit könnten rechnerisch mehrere hundert, in Summe auch deutlich über tausend Arbeitsplätze berührt sein. In der Praxis wechseln viele Beschäftigte bei Übernahmen mit – das dämpft soziale Härten. Für die Bilanz reduziert ein kleineres Netz Fixkosten, stärkt die Produktivität je Quadratmeter und schafft Spielraum für Investitionen in profitablere Häuser.

Preis, Sortiment, Service: was sich für Sie ändern kann

Nach einem Betreiberwechsel verschieben sich Preise, Aktionen und Eigenmarkenanteile. Discounter setzen stärker auf günstige Eigenmarken, Vollsortimenter auf Breite und Frischetheken. Bio- und Regionalanteile bleiben in vielen Regionen gefragt, sind aber beim neuen Betreiber unterschiedlich gewichtet. Wer spezielle Produkte nutzt, sollte Alternativen antesten oder die Bestellmöglichkeiten im Markt erfragen.

Wie sich Haushalte vorbereiten können

Wer flexibel bleibt, spart Geld und Zeit. Prüfen Sie wöchentlich die Prospekte der Märkte im Umfeld, kombinieren Sie Aktionen mit Grundbedarf, und vergleichen Sie Eigenmarken in Standardqualitäten. Planen Sie Frischekäufe für Tage mit Lieferung im Markt, denn die Auswahl ist dann breiter. Wenn ein Markt umflaggte, lohnt ein Probeneinkauf: Testen Sie Brot, Obst, Molkereiprodukte, denn hier liegen die größten Qualitätsunterschiede.

Chance für Standorte und Städte

Eine geordnete Übergabe kann Problemflächen beleben. Neue Betreiber investieren häufig in Kühltechnik, Beleuchtung und Wegeführung. Kommunen profitieren, wenn die Nahversorgung stabil bleibt und Leerstand ausbleibt. Für Vermieter entscheidet ein tragfähiges Konzept über langfristige Mieteinnahmen – hier punkten Betreiber mit hoher Flächenproduktivität.

Worauf der weitere Kurs hindeutet

Die Tegut-Führung betont Kostensenkungen, Effizienz und eine schlankere Organisation. Der Kurs wirkt konsequent und setzt auf Fokussierung statt Flächenausbau um jeden Preis. Gelingt die Rückkehr in die Gewinnzone 2026, stärkt das nicht nur die Position innerhalb der Migros-Gruppe, sondern auch die Verhandlungsbasis bei Mieten und Lieferkonditionen.

2026 als Deadline: Erst wenn die Zahlen stimmen, bleibt der Platz im Konzern dauerhaft sicher.

Zusätzliche Hinweise für Betroffene und Interessierte

Wer Geschenkkarten besitzt, sollte die Gültigkeit prüfen und Guthaben bald nutzen, falls der Markt schließt. Lieferdienste oder Abholservices können in Übergangsphasen eingeschränkt sein. Fragen Sie im Marktteam konkret nach Stichtagen und Alternativen. Für Beschäftigte empfiehlt sich frühzeitig die Beratung mit Betriebsrat oder Gewerkschaft, um Optionen bei einer möglichen Überleitung auszuloten.

Für Investorinnen und Vermieter lohnt eine nüchterne Flächenprüfung: Wie hoch ist die Frequenz? Passt die Größe zur Umgebung? Welche Wettbewerber sitzen im Einzugsgebiet? Eine einfache Simulation hilft: Senkt ein neuer Betreiber die Leerstandsdauer von sechs auf zwei Monate und investiert in energieeffiziente Technik, steigen die Nettomieterträge trotz angepasster Konditionen oft messbar – vor allem bei stabilen Nebenkosten.

2 thoughts on “Große kette vor Kur: 50 Tegut-Filialen zur Abgabe – was heißt das für 300 Standorte, für Sie?”

  1. nathalie_abyssal

    Je reste sceptique: on parle d’“efficacité” et de “profil plus clair”, mais pour les clients, ça veut souvent dire moins de choix et des prix qui grimppent. Pourquoi Tegut/Migros ne publie-t-il pas la liste des 50 sites? Transparence svp.

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