Die Debatte um Steuern beginnt erneut zu köcheln. Koalitionsärger wächst, Budgets wackeln, und private Kassen geraten unter Druck.
Die Forderung nach dem Ende des Ehegatten-Splittings kehrt mit Wucht zurück. Was als Modernisierung gilt, könnte Familien teuer kommen.
Worum es beim ehegatten-splitting geht
Beim Ehegatten-Splitting werden die Einkommen beider Partner addiert, halbiert und so der Steuersatz bestimmt. Das senkt die Steuerlast vor allem, wenn ein Partner deutlich mehr verdient als der andere. Bei ähnlichen Einkommen ist der Vorteil gering. Das Modell gilt seit den 1950er-Jahren und prägt bis heute die Steuerpläne von mehr als zwölf Millionen gemeinsam veranlagten Paaren.
Für Haushalte mit stark ungleichen Einkommen kann das Ende des Splittings Mehrkosten von bis zu 20.000 Euro pro Jahr bedeuten.
Genau hier setzt die SPD an. Sie argumentiert, das Splitting zementiere veraltete Rollenbilder, halte Zweitverdiener aus dem Vollzeitmarkt fern und trage wenig zur Gleichstellung bei. Der Gegenwind ist stark: Für Kritiker wäre die Abkehr ein massiver Griff in die Geldbeutel verheirateter Paare.
Was die spd plant und warum es Millionen betrifft
Im Kern steht die Idee der Individualbesteuerung: Jeder zahlt nach eigenem Einkommen, unabhängig vom Ehestatus. Begleitend werden Übergangsregeln, Entlastungen für Kinder sowie eine Förderung von Erwerbsarbeit angekündigt. In der Praxis würde damit der Splitting-Vorteil entfallen, der besonders bei Einverdiener- oder 1,5-Verdiener-Haushalten wirkt.
Betroffen wären vor allem Paare, bei denen ein Gehalt hoch und das andere niedrig oder gar nicht vorhanden ist. Diese Konstellationen sind in Deutschland verbreitet. Sie reichen von Familien mit Kleinkindern über Pflege-Arrangements bis zu Konstellationen kurz vor dem Ruhestand.
Gemessen an der punktuellen Mehrbelastung einzelner Gruppen wäre dies eine der größten Steueranhebungen der Republikgeschichte.
Wie der splitting-vorteil entsteht
Der mechanismus in einfachen schritten
- Einkommen werden addiert und durch zwei geteilt.
- Für die Hälfte wird der Steuerbetrag ermittelt.
- Dieser Betrag wird verdoppelt und als gemeinsame Steuer festgesetzt.
Weil der deutsche Tarif progressiv ist, sinkt der Steuersatz deutlich, wenn ein sehr hohes Einkommen rechnerisch halbiert wird. Genau das generiert den Vorteil.
Wer zahlt wie viel mehr?
Konkrete Effekte hängen von Einkommen, Kinderfreibeträgen, Kirchensteuer und Soli ab. Die folgenden Beispiele zeigen grobe Größenordnungen auf Basis des Grundtarifs ohne Kirchensteuer und ohne Solidaritätszuschlag. Es sind Näherungen, keine Steuerbescheide.
| Haushalt | Einkommen A | Einkommen B | Heutiger Vorteil p. a. (ca.) | Mehrbelastung ohne Splitting (ca.) |
|---|---|---|---|---|
| Einverdiener, mittleres Gehalt | 60.000 € | 0 € | 2.000–3.500 € | 2.000–3.500 € |
| 1,5-Verdiener | 80.000 € | 20.000 € | 3.500–5.500 € | 3.500–5.500 € |
| Spitzenverdiener plus Minijob | 180.000 € | 6.000 € | 12.000–20.000 € | 12.000–20.000 € |
| Zwei Vollzeitgehälter, ähnlich | 55.000 € | 50.000 € | 0–500 € | 0–500 € |
Für viele Doppelverdiener bleibt der Effekt klein. Für Haushalte mit stark ungleichen Einkommen kann die Differenz massiv sein.
Argumente der befürworter und gegner
Warum ein aus aus gleichstellungssicht attraktiv wirkt
- Bessere Arbeitsanreize für Zweitverdiener, da der Grenzsteuersatz auf eigenes Einkommen sinkt.
- Geringere steuerliche Bevorzugung des Ehestatus gegenüber anderen Lebensformen.
- Zielgenauere Förderung möglich, etwa über Kindergrundsicherung oder gezielte Freibeträge.
Warum viele paare eine steuererhöhung sehen
- Höhere Jahreslast in Phasen mit Care-Arbeit, Weiterbildung oder Krankheit.
- Weniger finanzieller Spielraum für Miete, Kredite und Rücklagen.
- Planungsunsicherheit, wenn Übergangsfristen unklar bleiben.
Politik und rechtliche leitplanken
Koalitionsintern prallen Positionen aufeinander. Die SPD drängt auf Reform oder Abschaffung. Die Grünen werben für Modelle mit Individualbesteuerung und Kinderfokus. Die FDP verteidigt das Splitting als Schutz vor Mehrbelastung und verweist auf die verfassungsrechtliche Absicherung von Ehe und Familie.
Das Bundesverfassungsgericht hat die privilegierte Behandlung der Ehe bislang nicht verworfen. Reformen müssen sicherstellen, dass keine neue Benachteiligung entsteht. Übergangsmodelle, Bestandsschutz oder Deckelungen des Verlusts werden daher Teil jeder politischen Lösung sein müssen.
Arbeitsanreize, kinder und die langfristige rechnung
Ökonomisch verschiebt sich mit dem Splitting-Aus der Grenzsteuersatz. Für Zweitverdiener sinken Hürden, mehr Stunden zu arbeiten oder nach einer Elternzeit schneller wieder einzusteigen. Das kann das Arbeitsangebot erhöhen. Auf der anderen Seite steigt die Belastung in Familienphasen, in denen ein Partner temporär nicht erwerbstätig ist. Ohne flächendeckende Kinderbetreuung und flexible Arbeitszeiten bleibt der Effekt begrenzt.
Ohne verlässliche Kinderbetreuung und Übergangsregeln droht aus einer Strukturreform eine spürbare Netto-Kürzung für Familien zu werden.
So können sie die eigene lage überschlagen
Eine einfache Daumenregel: Je größer der Einkommensabstand, desto höher der heutige Splitting-Vorteil. Wer ähnlich verdient, spürt wenig. Wer sehr ungleich verdient, kalkuliert besser mit mehreren Tausend Euro Mehrlast.
- Schritt 1: Addieren Sie beide Bruttojahreseinkommen.
- Schritt 2: Halten Sie fest, wie groß der Abstand in Prozent ist.
- Schritt 3: Prüfen Sie, ob Kinderfreibeträge, Werbungskosten oder Sonderausgaben stark variieren.
- Schritt 4: Rechnen Sie mit einem Online-Rechner nach, einmal mit Splitting, einmal ohne.
Als grobe Orientierung gilt: Ab einem Einkommensverhältnis von 100:0, 80:20 oder 70:30 wächst der Vorteil deutlich. Ab 60:40 fällt er merklich, ab 55:45 ist er klein.
Mögliche kompromisse und was sie bedeuten würden
Diskutiert werden Kappungen, bei denen der Splitting-Vorteil ab einem Betrag X endet. Ebenso im Gespräch: ein Realsplitting nur für Unterhaltsleistungen, ein Familienfaktor, der Kinder stärker berücksichtigt, oder eine lange Übergangsfrist mit Bestandsschutz für bestehende Ehen. Jede Variante verschiebt die Gewinner- und Verlierergruppen anders.
Ein Deckel könnte extreme Spitzenbelastungen verhindern, würde aber weiterhin alle Paare mit großen Einkommensabständen empfindlich treffen. Ein Familienfaktor lenkt Mittel zu Haushalten mit Kindern, entlastet Kinderlose aber weniger. Lange Übergänge dämpfen Schocks, erhöhen aber die Komplexität des Systems und die Planungsunsicherheit des Staates.
Was paare jetzt prüfen sollten
Wer Kredite bedient, kalkuliert mit konservativen Nettoannahmen und ausreichenden Puffern. Kostenseitig helfen Rate-Pausen-Optionen, längere Zinsbindungen und Notfallrücklagen. Einkommensseitig lohnt ein nüchterner Blick auf Teilzeitquoten, Stundenerhöhungen und Kinderbetreuungsplätze. Wer in naher Zukunft heiraten will, sollte mögliche Stichtage und Übergangsfristen beobachten.
Begriffe, die in der Debatte häufig fallen: Grenzsteuersatz (Entlastung oder Belastung auf den nächsten verdienten Euro), gemeinsamer versus getrennter Tarif, Kindergrundsicherung, Bestandsschutz. Eine eigene Simulation mit realistischen Annahmen zu Werbungskosten, Sonderausgaben und Kinderfreibeträgen macht die Lage transparent.



12 millions de couples vraiment touchés ? Quelle méthodo derrière ce chiffre, et sur quelles hypothéses de revenus/parts enfants ?
L’argument égalité est convaincant, mais sans crèches abordables et horaires flexibles, la motivation du/de la gagneur(euse) reste théorique. Sinon on déplace juste la charge du fisc vers les familles en phase de care. Nuance interressante, mais quid des budjets déjà serrés ?