Dein DDR-heizkissen für 26,40 mark und 60 w: warum du heute auf dem flohmarkt nur 5 euro bekommst

Dein DDR-heizkissen für 26,40 mark und 60 w: warum du heute auf dem flohmarkt nur 5 euro bekommst

Ein Stück Stoff, ein Stromkabel, ein Geruch nach 1985: alte Dinge rufen Gefühle wach und stellen Fragen über Geld, Sicherheit und Sinn.

Viele von euch haben so ein Teil noch im Schrank: ein DDR-Heizkissen aus VEB-Produktion, 60 Watt, einst für 26,40 Mark gekauft. Damals ein kleiner Triumph. Heute winkt der Flohmarkt ab. Warum das so ist – und wie ihr trotzdem Wert in Erinnerung, Nutzen oder Verkauf bringt.

Luxus zwischen mangel und einfallsreichtum

In der späten DDR stand ein elektrisches Heizkissen für etwas mehr als Wärme. Es stand für Vorsorge, für Selbsthilfe, für ein Stück Komfort, das man sich bewusst gönnte. 26,40 Mark als EVP spürte man im Monatsbudget. Viele nutzten das Kissen über Jahre. Es beruhigte Bauchkrämpfe, lindere Verspannungen und sparte Wege zum Arzt oder zur Apotheke.

26,40 Mark für 60 Watt Wärme: ein Preis, der damals weh tat – und ein Gerät, das lange blieb.

Produkte aus VEB-Werkhallen sollten halten. Auf den Kartons standen klare Hinweise: nicht falten, nicht rollen, keine Nadeln stecken. Wer die Regeln beachtete, verlängerte das Leben des Textilkabels. Und weil Ersatz knapp war, pflegten Nutzer ihre Geräte sorgsam. So liegen heute noch erstaunlich viele Heizkissen fast unbenutzt in Schränken.

Zahlen, die nachhallen

  • Leistungsaufnahme: 60 W (typische Angabe auf DDR-Heizkissen)
  • Einstiger EVP: 26,40 Mark
  • Herstellerangabe: VEB Elektrowärmegeräte, Bernburg/Saale
  • Nutzungshinweis: nicht knicken, nicht rollen, keine Nadeln

Warum der flohmarkt heute abwinkt

Auf vielen Dorf- und Stadtflohmärkten passiert das Gleiche: Das Heizkissen liegt sauber auf dem Tisch, vielleicht sogar mit originalem Karton. Besucher lächeln, erinnern sich und gehen weiter. Sie fürchten Stromfresser, sie zweifeln an der Sicherheit, oder sie haben längst Alternativen wie Wärmflaschen und Kirschkernkissen zu Hause.

Selbst bei 5 bis 10 Euro bleibt das DDR-Heizkissen oft liegen – die Skepsis siegt vor der Nostalgie.

Der Secondhand-Markt ist außerdem übervoll. Moderne Heizdecken mit Timer und Abschaltautomatik kosten neu kaum mehr als 25 bis 40 Euro. Käufer vergleichen Komfort und Gewährleistung. Ohne geprüfte Sicherheit verliert das alte Stück gegen das neue.

Sicherheit und stromkosten: was 60 w bedeuten

Die Sorge vor hohen Stromkosten klingt nachvollziehbar, doch 60 Watt bleiben überschaubar. Rechnen wir nach: Bei 30 Cent pro Kilowattstunde kostet eine Stunde Betrieb etwa 1,8 Cent. Selbst drei Stunden am Abend liegen bei rund 5,4 Cent. Finanziell ist das kaum ein Argument gegen die Nutzung.

60 Watt kosten pro Stunde nur rund 1,8 Cent – die eigentliche Hürde bleibt die Sicherheit.

Alte Isolierungen altern. Stecker lockern sich. Textiloberflächen weisen Risse auf. Wer so ein Gerät weiter verwenden möchte, sollte es kritisch prüfen lassen. Ein Fachbetrieb misst Durchgang, Isolationswiderstand und Temperaturregelung. Wer diese Prüfung scheut, greift besser zu nicht elektrischer Wärme.

Kurzer check vor dem Einschalten

  • Kabelmantel und Steckergehäuse auf Risse prüfen
  • Geruchstest: riecht das Textil nach verschmortem Kunststoff, Gerät nicht nutzen
  • Temperaturregler mehrmals bewegen, auf Spiel und Aussetzer achten
  • Prüfzeichen und Typenschild lesen; fehlende Daten notieren und beim Fachbetrieb zeigen

Was nostalgie wert ist

Wert entsteht heute selten aus der Funktion, sondern aus Zustand, Seltenheit, Verpackung und Geschichte. Originalkarton, vollständiger Regler, intakter Stoff und ein nachvollziehbarer Hintergrund erhöhen die Chance auf Nachfrage – vor allem bei Sammlern von DDR-Alltagskultur.

Gegenstand (DDR) Besonderheit Beispielhafter Verkaufspreis
Heizkissen, 60 W mit Karton, funktionsfähig 5–15 Euro
Reisebügeleisen mit Stoffbeutel 10–25 Euro
Küchenwaage farbig, unbenutzt 15–30 Euro
Schreibtischlampe Designklassiker 30–70 Euro

Diese Spannen dienen der Orientierung. Regionale Märkte schwanken. Online erzielen seltene Farben und gut erhaltene Verpackungen oft bessere Preise als auf dem Tisch vor dem Rathaus.

So verkaufst du fair – oder gibst dem stück eine neue rolle

Tipps für den verkauf

  • Zeig Details: Typenschild, Regler, Stecker, Textiloberfläche, Karton.
  • Schreibe ehrlich dazu: ungetestet, geprüft, defekt oder funktionsfähig.
  • Biete Abholung an. Käufer wollen fühlen und prüfen.
  • Setze einen realistischen Preis: 5–10 Euro ohne Prüfung, 10–15 Euro mit nachweisbarer Funktionsprobe.
  • Nenne Alternativen: als Deko, als Zeitdokument, als Requisite fürs Theater.

Ideen zum behalten

  • Als Erinnerungsstück in einer Vitrine gemeinsam mit Karton und Bedienhinweisen.
  • Als Lernobjekt für Kinder: Technikgeschichte begreifbar machen, ohne es anzuschließen.
  • Als Leihgabe an ein lokales Museum oder ein Repaircafé für Workshops.
  • Als Requisite für Vereinsveranstaltungen oder Foto-Inszenierungen mit Themen der Achtziger.

Nostalgie erzählt Geschichten – aber sie ersetzt keine Sicherheitsprüfung. Das eine bewahren, das andere prüfen.

Warum euch das betrifft

Viele Haushalte im Osten und Westen bewahren Dinge, die Generationen verbinden. Ein Heizkissen steht stellvertretend dafür. Es zeigt, wie Konsum sich verändert, wie Technik altert und wie wir Werte neu definieren. Ihr entscheidet, ob ihr verkauft, verschenkt, behaltet oder professionell prüfen lasst. Jede Entscheidung trägt eine Geschichte weiter.

Zusatzwissen für deinen alltag

Begriff erklärt: EVP stand in der DDR für den einheitlichen Verkaufspreis. Er galt verbindlich im Handel. Daher taucht die Zahl 26,40 Mark auf vielen Kartons identisch auf. Dieser historische Stempel hilft heute beim Datieren und Einordnen.

Kleine Kostenrechnung zum Mitnehmen: Rechne Verbrauch so nach – Leistung in kW mal Stunden mal Strompreis. Bei 60 W sind das 0,06 kW. 0,06 × 3 Stunden × 0,30 Euro/kWh ergeben 5,4 Cent. Wer Heizzeiten begrenzt und Pausen einlegt, behält die Kontrolle über die Kosten.

Alternative Wärmequellen haben eigene Stärken. Wärmflasche: keine Elektrik, aber punktuelle Wärme, Kosten im Cent-Bereich pro Füllung. Kirschkernkissen: wiederverwendbar, gleichmäßige Wärme nach Mikrowelle oder Ofen. Elektrische Decke: schnell warm, aber nur mit Timer und Überhitzungsschutz sinnvoll. Prüfe, was zu deinem Bedarf passt.

Frage an dich

Hast du selbst noch ein DDR-Stück, das keiner kaufen will, das aber Erinnerungen trägt? Notiere Baujahr, Zustand und eine kurze Geschichte. So bekommen Alltagsobjekte wieder Wert – ob im Regal, im Kleinanzeigen-Text oder auf dem nächsten Flohmarktstand.

2 thoughts on “Dein DDR-heizkissen für 26,40 mark und 60 w: warum du heute auf dem flohmarkt nur 5 euro bekommst”

  1. Danke für die Kostenrechnung – 60 W = ca. 1,8 Cent pro Stunde? Hätte ich nie gedacht! 🙂 Trotzdem lasse ich mein altes Kissen erstmal vom Fachbetrieb durchmessen.

  2. Auch wenn die Nostalgie schön ist: Ohne Überhitzungsschutz und Abschaltautomatik ist das für mich ein No-Go. Isolierungen altern, Punkt. « Fast unbenutzt » heißt nach 40 Jahren leider wenig.

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