Abschaffung des ehegatten-splittings: trifft sie das? bis zu 20.000 € mehr steuern für paare

Abschaffung des ehegatten-splittings: trifft sie das? bis zu 20.000 € mehr steuern für paare

Zwischen Sparzwang und familienpolitik verschärft sich der streit um gerechte steuern. Viele paare fragen sich, was die reform bringt.

Die spd treibt die idee voran, das ehegatten-splitting zu beenden, um alte rollenbilder aufzubrechen. Kritiker warnen vor massiven lasten für familien und sprechen von der größten steuererhöhung der bundesrepublik seit ihrer gründung. Im raum stehen zuschläge von mehreren tausend euro im jahr – in spitzenfällen bis zu 20.000 euro.

Was hinter dem ehegatten-splitting steckt

Beim ehegatten-splitting werden die einkünfte beider partner addiert, halbiert, auf diese hälfte die steuer berechnet und anschließend verdoppelt. Das senkt die progressionswirkung. Je größer der einkommensunterschied, desto größer der vorteil. Doppelverdiener mit ähnlichen gehältern profitieren wenig, einverdiener-haushalte stark.

Die spd begründet die abkehr mit gleichstellung: steuerliche vorteile für einverdienerpaare setzten falsche anreize. Wer weniger verdient, meist die frau, bleibe häufiger länger zu hause oder steige in teilzeit ein. Das soll sich ändern – durch individuelle besteuerung ohne splitting.

Die abschaffung des splittings würde vor allem haushalte mit stark ungleichen einkommen treffen – und zwar spürbar.

Warum die zahl 20.000 € im raum steht

Wie hoch die mehrbelastung ausfällt, hängt von der einkommenshöhe, den werbungskosten, kinderfreibeträgen und der progressionsstufe ab. Besonders betroffen wären paare, bei denen eine person ein hohes gehalt erzielt und die andere kaum oder gar nichts verdient. In der spitze entstehen heute ersparnisse von fünfstelligen beträge pro jahr durch das splitting. Fällt das weg, kehrt sich der effekt um.

Rechenbeispiele aus steuerprogrammen zeigen: Liegt das einkommen einer person im oberen progressionsbereich, kann der splitting-vorteil die 10.000-euro-marke übersteigen. Bei sehr hohen einkommen und null-zweitverdienst steigt der effekt weiter – daher die spitze von bis zu 20.000 euro, mit der in der debatte gearbeitet wird.

Bei topverdienern ohne zweitverdienst sind fünfstellige gesamtbeträge realistisch – je nach jahr und detaildaten.

Wer zahlt drauf, wer profitiert

Eine reine individualbesteuerung entlastet paare mit ähnlichen einkünften kaum. Sie verteuert aber das leben für haushalte mit nur einem ernährer. Familien mit zwei vollen gehältern spüren wenig. Geringverdiener-haushalte ohne großen einkommensunterschied bleiben nahezu neutral.

Drei beispielhaushalte

Haushaltstyp Einkommen A Einkommen B Heutiger splitting-vorteil (grob) Mögliche mehrbelastung ohne splitting (grob)
Einverdiener, hohes gehalt 140.000 € 0 € 12.000–18.000 € 12.000–18.000 €
Ungleiches paar, oberes mittelfeld 90.000 € 10.000 € 6.000–9.000 € 6.000–9.000 €
Gleichverdiener 45.000 € 45.000 € 0–800 € 0–800 €

Hinweis: Zahlen dienen der veranschaulichung. Individuelle werte weichen je nach abzügen und jahr ab.

Das sagt die politik

Die spd-Spitze argumentiert, das steuersystem dürfe traditionelle rollen nicht subventionieren. Parteichef lars klingbeil machte im haushaltskontext deutlich, dass prioritäten neu gesetzt werden sollen. Die grünen verweisen seit langem auf die individualbesteuerung als gleichstellungsmotor. Die fdp warnt vor steuererhöhungen durch die hintertür. Die union kündigt widerstand an und fordert familienförderung ohne neue lasten.

Im gespräch sind übergangsregeln: etwa ein bestands­schutz für bestehende ehen, eine gleitphase über mehrere jahre oder ein deckel der mehrbelastung. Diskutiert wird auch ein modell mit übertragbarem grundfreibetrag, das extreme effekte dämpft.

Wen die reform konkret treffen würde

  • Paare mit nur einem einkommen und hoher progressionsstufe: höchste zuschläge.
  • Haushalte mit teilzeit-zweitverdienst: spürbare effekte, je nach differenz.
  • Gleichverdiener: kaum änderung, oft im bereich weniger hundert euro.
  • Familien mit vielen kindern: effekte hängen zusätzlich von kinderfreibeträgen und kindergeld ab.

Gerechtigkeit vs. anreizwirkung

Die zentrale frage lautet: Sollen ehen als wirtschaftsgemeinschaft steuerlich privilegiert werden, oder zählt nur die einzelne person? Befürworter eines neustarts versprechen bessere arbeitsanreize für zweitverdiener. Sie verweisen auf die lohnsteuerklassen-kombo III/V, die netto-überraschungen erzeugt und arbeit unattraktiv macht. Gegner halten dagegen, dass die steuer nicht die arbeitsmarktpolitik richten soll. Wer care-arbeit leistet, brauche anerkennung – auch steuerlich.

Mögliche alternativen zur kompletten abschaffung

  • Individualbesteuerung mit übertragbarem grundfreibetrag: mildert harte brüche.
  • Partnertarif mit deckel: vorteil ja, aber begrenzt, z. B. auf 5.000–7.500 € pro jahr.
  • Familiensplitting: kinder stärker gewichten, vorteile an nachwuchs knüpfen.
  • Faktorverfahren als standard: realistischere nettosignale für zweitverdiener schon im lohnsteuerabzug.

Was sie jetzt tun können

Wer sich auf änderungen vorbereiten will, sollte die eigene situation durchrechnen. Das geht mit wenigen annahmen recht schnell und liefert eine solide bandbreite.

  • Jahresbrutto von person A und B notieren, sowie werbungskosten und sonderausgaben schätzen.
  • Steuer unter splitting und individualbesteuerung vergleichen. Fokus auf den unterschied.
  • Wenn der unterschied hoch ist: einen monatlichen puffer im haushaltsplan einbauen.
  • Lohnsteuerklassen prüfen: das faktorverfahren kann verzerrungen reduzieren.
  • Förderungen checken: kinderfreibeträge, kinderzuschlag, riester/rürup, betriebliche altersvorsorge.
  • Ein kurzer rechenweg für zu hause

    Sie können eine grobe abschätzung selbst erstellen. Nutzen sie dazu die idee des durchschnittssteuersatzes. Liegt ihr jahreseinkommen im oberen mittelfeld, beträgt der durchschnittssteuersatz oft zwischen 20 und 30 prozent. Beim splitting senkt sich dieser satz, weil die hälfte des einkommens in eine niedrigere stufe fällt. Ohne splitting entfällt dieser effekt.

    Faustregel: Je größer die differenz der einkommen und je höher das spitzeneinkommen, desto größer der splitting-vorteil – und damit die potenzielle mehrbelastung.

    Beispiel: A verdient 100.000 €, B 0 €. Unter splitting wird steuer auf 50.000 € berechnet und verdoppelt. Ohne splitting zahlt A die steuer wie eine alleinstehende person mit 100.000 €. Die differenz liegt, je nach jahr und abzügen, häufig bei mehreren tausend euro.

    Übergänge, fristen, risiken

    Eine umstellung mitten im konjunkturellen dämpfer birgt risiko für den privaten konsum. Paare mit kreditraten und knappen budgets reagieren empfindlich. Politik und verwaltung bräuchten klare fristen, eine saubere kommunikation und planbare übergänge. Ein deckel der jahresmehrbelastung oder ein gleitender abschmelzpfad könnte schocks reduzieren.

    Wer kinder hat, sollte prüfen, wie kinderfreibeträge und kindergeld die rechnung verändern. Das gilt auch für kirchensteuer und solidaritätszuschlag. Bei betrieblicher altersvorsorge lohnt sich ein blick auf die entgeltumwandlung: steuerfreie beiträge senken das zu versteuernde einkommen und dämpfen die mehrbelastung.

    Worauf es jetzt ankommt

    Die debatte ist mehr als ein technisches detail des steuerrechts. Sie berührt arbeit, care, gleichstellung und die finanzielle planung von millionen bürgerinnen und bürgern. Wer betroffen sein könnte, sollte eigene zahlen prüfen, handlungsspielräume ausloten und kurzfristig rücklagen bilden. Politik muss klären, ob es einen bestands­schutz, einen deckel oder kinderbezogene elemente geben wird – und ab wann.

    2 thoughts on “Abschaffung des ehegatten-splittings: trifft sie das? bis zu 20.000 € mehr steuern für paare”

    1. pauline_envol

      Je comprends l’argument égalité, mais déplacer d’un coup des milliers d’euros de charge sur des ménages à un seul revenu me semble risqué. Quid des crédits immobiliers, des budgets déjà serrés, de l’effet conso? Le gouvernment prévoit-il un plafon, une clause de grand-père ou une phase de tranisition réelle, pas juste sur le papier ?

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