Adventskalender füllen, Nikolaus planen, Kassenbon prüfen: Für viele Familien zählt jede Tafel. Die nächste Saison wird anders.
Die Schokoladenbranche rutscht in eine heikle Phase, während ein Traditionsname sein Gefüge neu ordnet und Beschäftigte um Planungssicherheit ringen.
Was hinter der Entscheidung steckt
Die Gubor-Gruppe, zu der die Marke Riegelein gehört, will das Werk in Cadolzburg schließen. Der Zeitpunkt steht im Raum: April 2026. Rund 200 Beschäftigte am Standort spüren bereits den Druck, weil der Auftragseingang schwächelt und Schichten ausgedünnt wurden.
Das Werk in Cadolzburg soll im april 2026 schließen – 200 Beschäftigte blicken auf ungewisse 18 Monate.
Riegelein-Figuren und Saisonartikel stehen bei Edeka, Rewe und Famila seit Jahren gut sichtbar im Regal. Dennoch stieg der Kostendruck deutlich. Gleichzeitig sank die Nachfrage. Laut Unternehmensspitze dämpfen internationale Konkurrenz, hohe Rohstoff- und Energiepreise sowie weitergereichte Preisanhebungen das Geschäft. In Folge rutschte die Auslastung in den Keller, Leerlaufzeiten häuften sich.
Schwächelnde Nachfrage und teure Zutaten
Der Markt für saisonale Schokolade reagiert empfindlich auf Preissignale. Kunden weichen stärker auf Eigenmarken aus. Händler planen knapper, damit weniger Ware bis Ostern und Weihnachten liegen bleibt. Das trifft Produzenten, die große Kampagnen fertigen und früh Material binden.
Parallel ziehen die Inputkosten an. Kakao verteuerte sich 2024/25 rasant, weil Ernten in Westafrika ausfielen. Zucker kostet mehr als in den Vorjahren. Energie bleibt teurer als vor 2022. Verpackung und Logistik schlagen zusätzlich zu. In Summe bröckeln die Margen bei saisonalen Hohlfiguren und Tafeln.
Kakaokontrakte übersprangen 2024 die Marke von 10.000 US‑Dollar je Tonne – das verändert jede Kalkulation.
Fusionskette und Standortnetz
Riegelein war 2019 mit Gubor/Rübezahl zur Gubor-Gruppe zusammengegangen. Im Mai 2025 folgte der Zusammenschluss mit dem polnischen Anbieter Colian. Das Netzwerk umfasst heute mehrere Werke in Deutschland und ein Werk im polnischen Tuchola. Die Gruppe setzt laut eigenen Angaben rund 350 Millionen Euro um und produziert etwa 40.000 Tonnen Süßwaren im Jahr.
Die Produktion aus Cadolzburg will das Management auf andere Standorte verteilen. Berichte, wonach die Fertigung hauptsächlich nach Polen ginge, weist die Gruppe zurück. Eine finale Entscheidung zur Verteilung steht aus.
| Fakt | Angabe |
|---|---|
| Geplanter Schließtermin Cadolzburg | april 2026 |
| Betroffene Beschäftigte | rund 200 |
| Weitere Standorte | vier in Deutschland, eins in Tuchola (Polen) |
| Umsatz Gubor-Gruppe | ca. 350 Mio. Euro |
| Produzierte Menge | rund 40.000 Tonnen/Jahr |
| Lager Forchheim | Auslauf des Mietvertrags zum juni 2027 |
Was jetzt mit den Jobs passiert
Die Gruppe verhandelt mit dem Betriebsrat über Interessenausgleich und Sozialplan. Ziel: Versetzungen prüfen, Härten abfedern, Qualifizierung ermöglichen. Wie viele Stellen tatsächlich wegfallen, bleibt offen. Klar ist: Einkauf, Marketing, Vertrieb und IT sollen in Cadolzburg bleiben. Das verschafft dem Ort eine Perspektive jenseits der Fertigung.
Einkauf, Marketing, Vertrieb und IT bleiben am Standort – die Fertigung wandert in das restliche Netz.
Für betroffene Teams zählen jetzt transparente Zeitpläne und schnelle Entscheidungen. Spätestens zum Sommer 2026 müssen Beschäftigte wissen, ob sie an einen anderen Standort wechseln können oder ob eine Abfindung greift.
- Versetzung: gleiche Tätigkeit an einem anderen Werk, ggf. mit Pendler- oder Umzugspaket.
- Transfergesellschaft: befristeter Übergang mit Qualifizierung und Vermittlung.
- Abfindung: abhängig von Betriebszugehörigkeit und Sozialplan-Formel.
- Weiterbildung: Kurzqualifikationen für Lebensmitteltechnik, Verpackung, Maschinenführung.
- Regionale Optionen: Automotive-Zulieferer, Logistikzentren, Lebensmittelabfüller rund um Nürnberg/Fürth/Erlangen.
Was Verbraucher jetzt wissen sollten
Für Kundinnen und Kunden ändert sich kurzfristig wenig. Riegelein-Artikel bleiben im Handel, weil die Gruppe Kapazitäten verlagert. Mittel- bis längerfristig kann das Sortiment schlanker werden. Selten laufende Formen und Nischenprodukte fallen häufig als erste weg, wenn die Kostenseite drückt.
Preisaktionen bleiben möglich, doch die Grundlage verschiebt sich. Händler werden stärker auf margenstarke Eigenmarken setzen. Markenprodukte landen dann vor allem in Aktionswochen auf der Titelseite, nicht mehr dauerhaft auf dem Tiefpreisniveau.
Kakao, Zucker, Energie: die Kostentreiber 2024/25
Kakao erreichte 2024 historische Höchststände. Krankheiten und Wetterextreme reduzierten die Ernten in Côte d’Ivoire und Ghana. Zucker verteuerte sich durch globale Angebotsengpässe. Strom- und Gaspreise liegen in Deutschland noch immer über dem Vorkrisenniveau. All das presst die Kalkulation der Süßwarenhersteller zusammen.
Hohe Rohstoffpreise drücken nicht nur die Produktion, sie verschieben auch das Angebot im Supermarktregal.
Zeitplan, Meilensteine und offene Fragen
Der Fahrplan bis 2027 ist dicht. Die Produktion in Cadolzburg läuft aus, einzelne Linien wandern. Das Lager Forchheim bleibt zunächst in Betrieb und wird erst mit Mietende im juni 2027 aufgegeben. Parallel arbeitet die Gruppe an der künftigen Kapazitätsverteilung in Deutschland und Polen.
- Q4/2025: Start der Verhandlungen mit dem Betriebsrat, Planung von Versetzungen und Qualifizierung.
- Q1–Q2/2026: schrittweiser Transfer von Linien, Abbau von Leerlaufzeiten.
- april 2026: Zieltermin der Werkschließung Cadolzburg.
- bis juni 2027: Abwicklung Lager Forchheim, Neuordnung der Logistik.
Was die Region und Beschäftigte jetzt konkret tun können
Kommunen und Wirtschaftsförderer sollten frühzeitig Matching-Runden mit umliegenden Betrieben anstoßen. Lebensmittel- und Medizintechnik, Verpackung, Logistik und Maschinenbau suchen in der Metropolregion Nürnberg regelmäßig Fachkräfte. Ein Job-Speed-Dating direkt in Cadolzburg spart Wege und bindet die Belegschaft ein.
Beschäftigte gewinnen Zeit, wenn sie Qualifikationen gezielt auswählen: Bedienung und Rüsten von Verpackungsmaschinen, HACCP-Zertifikate, Staplerschein, Grundkenntnisse SPS. Wer eine Versetzung erwägt, sollte Fahrtzeiten, Kinderbetreuung und Zuschläge realistisch kalkulieren. Rechenbeispiel: 40 Kilometer täglicher Mehrweg kosten bei 0,30 Euro pro Kilometer rund 240 Euro im Monat bei 20 Arbeitstagen. Ein Pendlerzuschuss kann das abfedern.
Abfindungen folgen häufig der Faustformel 0,5 Bruttomonatsgehälter pro Jahr Betriebszugehörigkeit. Steuerlich greift unter Umständen die Fünftelregelung. Wer eine Transfergesellschaft nutzt, behält Qualifizierungszeit und Anrechnungsvorteile für das Arbeitslosengeld, nimmt aber ein geringeres Übergangsgehalt in Kauf. Eine persönliche Beratung schafft Klarheit über die bessere Option.
Für Verbraucher lohnt der Blick auf Saisonkalender und Aktionszeiträume. Wer Oster- oder Weihnachtsware plant, kann Preise vergleichen und größere Gebinde mit Freunden teilen. Familien sparen zusätzlich, wenn sie kurz nach Saisonende kaufen und Vorräte kühl und trocken lagern. Lagerhinweise stehen auf jeder Verpackung; richtig gelagert bleibt Schokolade mehrere Monate genussfähig.



200 emplois supprimés d’ici avril 2026… Est‑ce que le plan social prévois de vraies passerelles vers les autres sites (Allemagne/Polen) ou seulement une transfergesellschaft temporaire? Les délais annoncés sont serrés; on aura quand une timeline transparante pour chaque équipe?
On nous dit que la prod n’ira pas “principalement” en Pologne, mais les coûts y restent plus bas. Communication un peu floue, non? Cadolzburg se vide déjà: moins de shifts, commandes en baisse. Partirra‑t‑on vraiment sur plusieurs sites en DE, ou c’est du wording?