Autodiebstähle 2024 : stolze 16.129 fälle, 294 mio. euro – ist dein auto in Berlin gefährdet heute?

Autodiebstähle 2024 : stolze 16.129 fälle, 294 mio. euro – ist dein auto in Berlin gefährdet heute?

Neue Zahlen beunruhigen Autofahrer: Städte werden zu Brennpunkten, elektronische Tricks boomen, Versicherer melden ungewöhnlich hohe Schäden.

Die aktuelle Statistik zeigt, wie stark sich das Risiko verschoben hat. Manche Modelle locken Kriminelle an, bestimmte Regionen fallen besonders auf. Wer versteht, wie Diebe vorgehen und wo Gefahren liegen, kann gezielt gegensteuern.

So verteilt sich das risiko

2024 registrierten Behörden und Versicherer 16.129 dauerhaft verschwundene Pkw. Der wirtschaftliche Schaden summiert sich laut GDV auf fast 294 Millionen Euro. Rund 14.162 dieser Fahrzeuge waren kaskoversichert. Deutschlandweit sind etwa 49,3 Millionen Pkw zugelassen – das Diebstahlrisiko konzentriert sich also auf wenige Brennpunkte.

Berlin führt die Risikoliste an: 39 Diebstähle je 10.000 kaskoversicherte Pkw, deutlich vor Hamburg (14) und Brandenburg (9).

Bundesland Fälle je 10.000 kaskoversicherte Pkw
Berlin 39
Hamburg 14
Brandenburg 9
Saarland 1
Rheinland-Pfalz 1
Baden-Württemberg 1

Der Stadtstaat Berlin bleibt das Einfallstor für bandenmäßige Taten. Die Nähe zu Transitwegen, dichter Parkraum und viele SUV-Modelle auf der Straße begünstigen Taten. Flächenländer im Südwesten schneiden deutlich besser ab, unter anderem wegen vieler Garagenstellplätze und längerer Fluchtwege.

Marken im fokus

In absoluten Zahlen haben es Diebe vor allem auf Volkswagen, Audi und Toyota abgesehen. Diese Marken sind weit verbreitet und liefern viele identische Teile – ein Magnet für Hehler. Aussagekräftiger wird die Lage, wenn man die gestohlenen Fahrzeuge ins Verhältnis zum Bestand setzt.

Relativ betrachtet lagen 2024 Land Rover, Chrysler und Porsche vorn – Marken mit begehrten SUV und Baureihen, deren Teile besonders gefragt sind.

Der Unterschied zwischen absoluter und relativer Betrachtung hilft Autobesitzern bei der Risikoabschätzung: Wer eine seltenere Marke fährt, ist nicht automatisch sicherer. Entscheidend ist die Kombination aus Nachfrage nach Ersatzteilen, Exporttauglichkeit und Diebstahlhürde der Elektronik.

Diese modelle sind 2024 besonders betroffen

Beim Modellvergleich fällt der Lexus NX von Toyota auf. Laut GDV wechselten rechnerisch 130 von 10.000 kaskoversicherten Exemplaren ungewollt den Besitzer. Auch weitere Modelle des japanischen Herstellers rangieren weit oben. Das Muster: moderne SUVs mit Keyless-Systemen, hoher Teile-Nachfrage und attraktiven Wiederverkaufswerten.

130 Diebstähle je 10.000 kaskoversicherte Lexus NX – ein Wert, der die besondere Anziehungskraft moderner SUV zeigt.

Warum bestimmte fahrzeuge so attraktiv sind

Professionelle Tätergruppen arbeiten arbeitsteilig und nutzen Schwachstellen moderner Fahrzeugelektronik. Keyless-Systeme lassen sich durch sogenannte Relay-Angriffe überlisten. Dabei verlängern Geräte das Funksignal des Schlüssels, das Fahrzeug „denkt“, der Besitzer steht neben der Tür. Auch das OBD-Interface gerät in den Fokus: Angreifer programmieren in Minuten einen neuen Schlüssel.

Teiledruck spielt eine große Rolle. Stoßfänger, Scheinwerfer, Airbags oder Steuergeräte erzielen auf dem Schwarzmarkt hohe Margen. Nach nächtlichen Taten verschwinden Autos schnell über Grenzen, werden zerlegt oder mit gefälschten Papieren weiterverkauft. Besonders SUVs sind im Ausland beliebt: robust, hochbeinig, flexibel einsetzbar.

Was das für versicherte bedeutet

Bei einer Kaskoversicherung erstatten Versicherer den Wiederbeschaffungswert. Damit soll der Versicherte ein gleichwertiges Fahrzeug kaufen können. 2024 betraf das 14.162 kaskoversicherte Autos. Wer betroffen ist, sollte unverzüglich Anzeige erstatten, den Versicherer informieren und Schlüssel, Zulassungsbescheinigung sowie Zubehörlisten bereithalten.

  • Wiederbeschaffungswert: marktüblicher Preis eines gleichwertigen Fahrzeugs zum Schadenzeitpunkt.
  • Neuwertentschädigung: nur bei vertraglich vereinbarter Neuwertklausel und engem Zeitfenster nach Erstzulassung.
  • GAP-Schutz: für Leasing/Finanzierung sinnvoll, um Differenzen zwischen Restschuld und Entschädigung abzudecken.
  • Fristen: Diebstahl unverzüglich melden, Nachweise und Schlüssel vollständig einreichen, Rückfragen der Versicherung zügig beantworten.

So senken sie ihr risiko

Niemand kann sich vollständig schützen, aber mehrere Hürden zusammen schrecken ab. Technik, Gewohnheiten und Standortwahl spielen zusammen.

  • Keyless blocken: Schlüssel zu Hause in einer Funkblocker-Tasche lagern, Ersatzschlüssel nicht in Türnähe.
  • Mechanische Sperre: Lenkrad- oder Pedalschloss kostet Täter Zeit und erhöht Entdeckungsrisiko.
  • OBD sichern: OBD-Sperre oder Verlagerung erschwert schnelles Programmieren neuer Schlüssel.
  • Software-Updates: bekannte Schwachstellen schließen, Werkstatthinweise beachten.
  • Parkstrategie: Garage, beleuchtete Bereiche, Kameras mit legaler Ausrichtung nutzen.
  • Valuable-to-Parts senken: teures Zubehör nicht sichtbar lagern, Originalfelgen sichern.

Rechnung mit praxisbezug

Beispiel: Ein drei Jahre alter SUV mit Restwert 35.000 Euro verschwindet. Der Versicherer erstattet den Wiederbeschaffungswert von 35.000 Euro abzüglich vereinbarter Selbstbeteiligung. Ohne Neuwertklausel gibt es keinen Kaufpreis von damals, sondern den Marktpreis heute. Bei laufender Finanzierung schließt ein GAP-Baustein die Lücke zur Restschuld. Für Leasingnehmer empfiehlt sich die Prüfung, ob Vertragsbedingungen eine Sonderzahlung absichern.

Die wichtigsten daten im überblick

Kennzahl 2024 Wert
Anzahl gestohlener Pkw gesamt 16.129
Davon kaskoversichert 14.162
Gesamtschaden rund 294 Mio. Euro
Deutschlandweit zugelassene Pkw ca. 49,3 Mio.
Höchste Modellquote Lexus NX: 130 je 10.000 kaskoversicherte Fahrzeuge
Höchstes Länder-Risiko Berlin: 39 je 10.000 kaskoversicherte Pkw

Worauf sie jetzt konkret achten sollten

Wer einen SUV mit Keyless fährt, hat ein erhöhtes Risiko. Prüfen Sie, ob Ihr System deaktivierbare Keyless-Funktionen bietet. Manche Hersteller erlauben das Abschalten über den Schlüssel oder das Bordmenü. Ein kurzer Test: Schlüssel nachts in eine metallische Box oder eine geprüfte Faraday-Tasche legen und prüfen, ob das Auto morgens noch öffnet.

Für Vielfahrer in Risikostädten lohnt ein Sicherheitsmix: sichtbare Sperre, Funkblocker, OBD-Schutz und ein Stellplatz mit Sozialkontrolle. Notieren Sie Fahrgestellnummer und codieren Sie Bauteile, um Hehlerware unattraktiver zu machen. Wer kürzlich gekauft hat, sollte die Versicherung prüfen: Klauseln zu Neuwert, GAP und Selbstbeteiligung entscheiden im Ernstfall über Tausende Euro.

Mehr Hürden bedeuten weniger Risiko: Sichtbarer Widerstand, gesperrte Elektronik und clevere Routinen senken die Chance auf den Totalschaden durch Diebstahl.

1 thought on “Autodiebstähle 2024 : stolze 16.129 fälle, 294 mio. euro – ist dein auto in Berlin gefährdet heute?”

  1. clairenirvana

    Guter Überblick! Eine Frage: Wenn ich Keyless nicht deaktivieren kann, reicht eine geprüfte Faraday-Tasche wirklich aus, oder braucht’s zusätzlich eine OBD-Sperre? Irgendwelche Empfehlungen zu Marken/Modellen solcher Sperren aus der Praxis?

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