Ein Fernsehabend rückt näher, der Erinnerungen weckt, Debatten eröffnet und Neugier schürt. Ein Traditionssender greift beherzt ein.
Weil ein runder Geburtstag ansteht, räumt das RBB Fernsehen sein Schema um und setzt einen Akzent auf Filmgeschichte. Für Zuschauerinnen und Zuschauer bedeutet das: ein später Termin, starke Bilder und selten gezeigte Perspektiven.
Was der RBB plant
Der ARD-Regionalsender RBB würdigt Konrad Wolf anlässlich seines 100. Geburtstags mit einer spontanen Programmänderung. Der Abend bündelt Spielfilm, Gespräch und Archivmaterial. Den Auftakt macht ein Anti-Kriegsfilm, der in der DDR ebenso diskutiert wurde wie im Westen. Danach kommen Stimmen von Zeitzeugen und Weggefährten zu Wort. Den Abschluss bildet eine historische Dokumentation.
„Ich war neunzehn“ läuft am samstag, 18. oktober 2025, um 23:30 uhr im RBB – danach Gespräch und Archivfilm.
Der Klassiker aus dem Jahr 1967 entstand nach Erinnerungen von Konrad Wolf. Das Drehbuch schrieb Wolfgang Kohlhaase. Die Hauptrolle übernahm Jaecki Schwarz, damals noch Student in Babelsberg. Der Film zeigt, wie ein junger deutscher Rotarmist in die letzten Kriegstage zurückkehrt und zwischen Sprachen, Fronten und Biografien navigiert.
Der abend im überblick
| Uhrzeit | Programmpunkt | Details |
|---|---|---|
| 23:30 | „Ich war neunzehn“ (1967) | Drehbuch: Wolfgang Kohlhaase; Hauptrolle: Jaecki Schwarz |
| im anschluss | Gespräch mit Knut Elstermann | Gäste: Jaecki Schwarz, Regisseur Matti Geschonneck, Kameramann Eberhard Geick |
| danach | Dokumentation (1977) | Archivstück zu Werk und Wirkung von Konrad Wolf |
Der RBB bündelt drei Bausteine: Kinoklassiker, aktuelles Gespräch, historische Einordnung – kompakt in einer Nacht.
Wer war Konrad Wolf
Konrad Wolf zählt zu den prägenden Regisseuren der DDR. Er war von 1965 bis 1982 Präsident der Akademie der Künste. Seine Biografie ist europäisch: als Kind emigrierte er mit der Familie nach Moskau, später trat er der Roten Armee bei und erlebte 1945 die Befreiung Berlins. Diese Erfahrungen flossen in seine Filme, die Empathie, Zweifel und politische Realität verbinden.
Wolf starb 1982 in Berlin, mit nur 56 Jahren. Sein letzter Film „Solo Sunny“ gilt als moderner Klassiker des späten DEFA-Kinos. Viele verbinden mit ihm eine offene, präzise Sicht auf Alltag und Ideale in einem Staat, der Kunst forderte und formte.
Warum dich die änderung betrifft
Die Programmverschiebung fällt auf ein Wochenendfenster. Wer am späten Abend zappen will, bekommt eine kuratierte Strecke statt Routine. Das kann Planungen für Aufnahmen und Streamingslots verändern. Außerdem handelt es sich um eine seltene Gelegenheit, einen DEFA-Meilenstein im linearen TV mit redaktioneller Einbettung zu sehen.
Drei gute gründe für die einschaltung
- Konkrete Zeitreise: Der Film zeigt Frontwechsel, Befehle und Begegnungen aus einer ungewohnten Perspektive.
- Erfahrungen aus erster Hand: Jaecki Schwarz erinnert sich an die Dreharbeiten und an den Regisseur am Set.
- Einordnung ohne Filter: Das Gespräch und die Doku liefern Kontext zu Werk, Produktionsbedingungen und Wirkung.
„Ich war neunzehn“: worum es geht
Das Drama folgt Gregor Hecker, der als deutscher Leutnant in sowjetischer Uniform nach Deutschland zurückkehrt. Die Figur spiegelt die Biografie des Regisseurs. Der Film vermeidet Triumph, setzt auf Beobachtung. Er zeigt Dörfer, Kommandoposten, improvisierte Verhandlungen und die Brüchigkeit von Loyalitäten. Jede Szene markiert einen Übergang: vom Krieg zum Frieden, von der Angst zur Verantwortung.
Kohlhaases Dialoge sind knapp. Bilder tragen die Erzählung. Das verstärkt die Wirkung. Die Kamera sucht Gesichter, nicht Parolen. So entsteht eine Intensität, die bis heute trägt.
Weggefährten im studio
Im Anschluss führt Knut Elstermann durch ein Gespräch, das vor allem auf Erinnerungen setzt. Dabei kommen drei Perspektiven zusammen: der Schauspieler, der Regisseur und der Kameramann. Jaecki Schwarz spricht über seine erste große Rolle und die Präzision, die Wolf am Set verlangte. Matti Geschonneck ordnet die Arbeitsweise ein, die er aus Regiesicht kennt. Eberhard Geick beschreibt Bildideen, Lichtkonzepte und die technischen Grenzen von damals.
Warum ARD-sender kurzfristig umstellen
Aktuelle Anlässe wie Jubiläen, Todesfälle oder Ereignisse mit gesellschaftlicher Relevanz verändern den Sendeplan. Das stärkt die öffentliche Aufgabe: Relevantes priorisieren, Debatten anstoßen, Archive sichtbar machen. Regionalsender wie der RBB können schnell reagieren und gezielt programmieren. Zuschauer profitieren von kuratierten Strecken statt Einzeltiteln ohne Kontext.
So holst du das meiste aus dem abend
Plane mit dem späten Beginn. Stelle Timer für Aufnahmegeräte ein, denn Folgesendungen können überziehen. Prüfe den elektronischen Programmführer am tag selbst, da sich minutengenaue Zeiten noch verändern können. Wer mitdiskutieren will, notiert sich Szenen, Motive und Fragen für den Austausch mit Familie oder Freunden.
Vertiefung für filmfans
Wer Konrad Wolfs Werk weiter erfassen will, achtet auf Motive, die sich wiederholen: Figuren zwischen Sprachen, moralische Dilemmata, leise Ironie. Eine kleine Übung: Notiere drei Situationen, in denen Hecker handelt, obwohl er zweifelt. Vergleiche diese Entscheidungen mit heutigen Konflikten, etwa im Umgang mit Autorität, Verantwortung und Erinnerungskultur.
Zusatzwissen zu personen und daten
Konrad Wolf wurde 1925 geboren und wäre am 20. oktober 2025 100 jahre alt. Zwischen 1965 und 1982 führte er die Akademie der Künste in Ost-Berlin. „Ich war neunzehn“ stammt von 1967. Jaecki Schwarz wurde für die Hauptrolle aus rund 80 Bewerbern ausgewählt. Das öffnete ihm Türen für eine lange Karriere. Das Gespräch moderiert Knut Elstermann, der seit Jahren filmhistorische Retrospektiven begleitet. Die abschließende Dokumentation stammt aus dem Jahr 1977 und rahmt Werk und Zeitumstände.
Für Zuschauer lohnt der Blick auf Parallelen: Wie erzählt Film über Krieg, wenn Heldenbilder fehlen? Welche Kraft haben leise Töne, wenn Archive sprechen? Dieses Programm setzt auf Antworten, die nicht fertig ausformuliert sind. Gerade das macht den Abend im RBB wertvoll.



Starke Entscheidung! Konrad Wolf im Dreiklang aus Film, Gespräch und Doku – genau so will ich öffentlich‑rechtliches Fernsehen. Endlich mal Kontext statt nur Titel. Ich stell mir den Wecker und lass mich auf die Bilder ein. Danke, RBB!